Buchkritik -- Volkmar Weiss -- Die Intelligenz und ihre Feinde

Umschlagfoto  -- Volkmar Weiss  --  Die Intelligenz und ihre Feinde Der Erfolg eines Gemeinwesens, einer Gesellschaft oder eines Staates wird definiert durch die Intelligenz seiner führenden Eliten. Wissenschaft und Technik, aber auch Soziales können ohne die "intelligenten Zehntausend" nicht ihre zivilisatorische Wirkung entfalten. Ein politisches System, welcher ideologischen Fixierung auch immer, dass nichts für die Auswahl und Förderung seiner wirklich intelligenten Bürger unternimmt, ist zum Scheitern verurteilt.

In der Phase des Niedergangs, die dem Versagen des Staates vorausgeht, befindet sich, so Volkmar Weiss, die westliche Welt. "In diesem Verfallsprozess, der sich unaufhaltsamer Fortschritt nennt", so der Autor, bewegen sich die vormals führenden Nationen dieser Welt auf das "Große Chaos" zu. Was anscheinend noch vor über 100 Jahren im kollektiven Bewusstsein der Völker vorhanden gewesen war, der berechtigte Führungsanspruch der Intelligenz und des Wissens, verkörpert durch wissenschaftliche und technische Pionierleistungen, ist seit langem der Ideologie einer Gleichheit aller Bürger gewichen, die sich nicht scheut, vollmundig zu propagieren, dass Intelligenz eine Frage der gesellschaftlichen und sozialen Gerechtigkeit zu sein hat und nicht etwa, wie es seriöse wissenschaftliche Untersuchungen längst erwiesen haben, eine genetische Disposition darstellt. Im Klartext, und Volkmar Weiss redet in seinem Buch "Die Intelligenz und ihre Feinde" Tacheles, Intelligenz ist erblich.

Diese Tatsache allerdings passt nicht in das Weltbild des politisch-ideologischen Mainstreams, der auf seiner Fahne des "Fortschritts" die psychogenetischen Erkenntnisse als eine neue Form des Rassismus deklariert. Dass sich nur wenige Wissenschaftler diesem Diktat widersetzen und eine an den Tatsachen orientierte Aufklärung betreiben, ist evident. Wer sich dem herrschenden Zeitgeist entgegenstellt, der wird, auch oder gerade, in der aktuellen Mediendemokratie in eine ideologisch höchst verdächtige Ecke gestellt und damit zum Schweigen gebracht.

Jede Politik, die aus ideologischen Gründen auf die Förderung der Intelligenzelite verzichtet und anstelle dessen immer neue, auf die Breite der Bevölkerung zielende Förderprogramme auflegt, legt damit die Hand an die Wurzeln der Voraussetzung ihres Überlebens. Der daraus resultierende gesellschaftliche und politische Zerfall, der, wenn einmal in Fahrt gekommen, nur schwer bzw. unmöglich wieder aufzuhalten ist, zeigt sich derzeit u. a. an der Tatsache, dass es stark an Nachwuchs an den ingenieurswissenschaftlichen und mathematischen Fakultäten dieses Landes gibt, jedoch einen bemerkenswerten Anstieg an Studierenden der Sozialwissenschaften. Wenn sich, wie Volkmar Weiss es ausdrückt, nirgendwo der Mangel an Intelligenz so sehr ausdrückt, wie an fehlenden mathematischen Fähigkeiten, dann ist zumindest der deutschsprachige Raum bereits flächendeckend von der Intelligenz befreit. Auf diese Weise, kann man zynisch behaupten, ist die Ideologie der Gleichheit von den herrschenden Eliten erfolgreich etabliert worden. Ob allerdings ein System, das Medienbeauftragte, Eventmanager und Kulturanthropologen zuhauf aus den Universitäten entlässt, Mathematiker, Physiker und Ingenieure jedoch Mangelware sind, überleben kann, ist mehr als fraglich.

Das Buch "Die Intelligenz und ihre Feinde" von Volkmar Weiss ist ein gut belegtes Werk über den staatlich verordneten Intelligenzschwund in den Industriegesellschaften. Es ist eine weitere große Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die Demokratie bzw. ihre derzeitige Erscheinungsform, für den Rückgang der angewandten Intelligenz verantwortlich ist. Weit entfernt von den Positionen eines liberalen Staates, der (nur) eine Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz vorsieht, hat die Demokratie sich darangemacht, die Unterschiede zwischen den Individuen zu negieren. Per Gesetz, gleichsam "Par ordre du Mufti" wurde die Egalität aller zum Staatsziel erklärt - mit den bekannten Folgen.

Wo es keine Intelligenzelite mehr geben darf, da verkommt die Demokratie zum Wohlfahrtsstaat, die sich mit allen Kräften darum bemüht, die Bürger mit erheblichem finanziellen Aufwand gleichzuschalten. Dass hierin auch ein Grund für die katastrophal hohen Schulden der westlichen Demokratien liegt, braucht Volkmar Weiss nur noch am Rande zu erwähnen.

Das Buch "Die Intelligenz und ihre Feinde" ist weniger ein provokantes Buch - Fakten provozieren nicht - als vielmehr ein Resümee des desaströsen und auf das "große Chaos" zielenden Endzustands der westlichen Welt. Sind die ersten vier Kapitel noch eine gleichsam langsame Annäherung an die Problematik, so haben es die folgenden vier Kapitel im wahrsten Sinn des Wortes "in sich". Hier bezieht der Autor klar Stellung zu den drohenden gesellschaftlichen Verwerfungen und die für sie verantwortlichen Faktoren.

Volkmar Weiss nimmt kein Blatt vor den Mund und "politische Korrektheit" ist seine Sache nicht. Seine Analysen, seine Quellen und sein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung sind mehr als ernüchternd. Die Intelligenz, im Klartext, die genetisch bedingten Unterschiede zwischen den Menschen, wird von der Politik verfolgt. Kurioserweise, und auch das ist eine weitere Ironie der Geschichte, befinden sich in dieser Beziehung Diktaturen und Demokratien auf einer Linie. Sowohl der Sozialismus - als Bürger und Wissenschaftler in der ehemaligen DDR spricht der Autor aus Erfahrung - als auch die Wohlfahrtsdemokratien Europas haben die Intelligenz, die Abweichung von der Mittelmäßigkeit, als Feind ausgemacht und dadurch letztendlich ihr eigenes Scheitern vorprogrammiert.

Für alle diejenigen Leser, die sich darüber im Klaren sind, dass der Feldzug gegen die Intelligenz von mittelmäßigen Politikern und ihren willigen Helfern in den Chefredaktionen der Zeitungen und dem Staatsfunk des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens unterstützt wird, ist das Buch von Volkmar Weiss ein Abgesang über ein einstmals funktionierendes System, das aus ideologischen Gründen vernichtet wird. Der richtige Zeitpunkt zur Umkehr, der "Point of no Return", ist bereits überschritten und jeder, der noch über das verfügt, was seit langem zum Abschuss freigegeben ist - Intelligenz - täte gut daran, für das kommende Chaos Vorsorge zu treiben.




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