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Buchkritik -- Jochen Arntz/Holger Schmale -- Wannsee

Umschlagfoto, Buchkritik, Jochen Arntz, Holger Schmale, Wannsee, InKulturA Auch und gerade Berlinern dürfte, ist die Rede vom Wannsee, in erster Linie Cornelia Froboess und der Gassenhauer über die Badehose und damit verbunden, das dortige Strandbad einfallen. Allenfalls noch das dunkle Kapitel der Wannseekonferenz.

Aber der Wannsee weist darüber hinaus eine faszinierende Geschichte auf, in der Künstler, reiche Berliner, Politiker, aber auch das „normale“ Volk, das an seinem Ufer, so denn zugänglich – wie gesagt: reiche Berliner – Erholung suchten und immer noch suchen.

Jochen Arntz und Holger Schmale beschreiben es in ihrem Buch detailliert. Der Berliner Wannsee ist ein geschichtsträchtiger Ort, der sowohl historisch als auch politisch und künstlerisch von großer Bedeutung ist. Der Große Wannsee ist ein Teil der Havel im Südwesten Berlins und bildet zusammen mit dem Kleinen Wannsee ein bedeutendes Naherholungsgebiet. Historisch erlangte der Wannsee traurige Berühmtheit durch die Wannseekonferenz, die am 20. Januar 1942 in einer Villa am Ufer des Sees stattfand. Bei dieser Konferenz planten hochrangige NS-Funktionäre die systematische Vernichtung der europäischen Juden, ein entscheidender Schritt in der Durchführung des Holocaust.

Politisch war der Wannsee nicht nur in der NS-Zeit von Bedeutung. Auch während der deutschen Teilung war der See ein Symbol für die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin, da er sich in West-Berlin befand und somit Teil der Frontstadtlage war. Der Ort reflektiert somit auch die jüngere deutsche Geschichte und die Veränderungen, die sich seit der Wiedervereinigung vollzogen haben.

Künstlerisch hat der Wannsee zahlreiche Schriftsteller, Maler und Musiker inspiriert. Der Maler Max Liebermann hatte hier seine Sommerresidenz, die heutige Liebermann-Villa, ein Ort, der zu einer wichtigen Stätte der Kunstgeschichte geworden ist. Das Haus und der Garten Liebermanns spiegeln den Stil des späten Impressionismus wider und sind heute ein Museum, das an das Werk und Leben des Künstlers erinnert. Literarisch verewigt wurde der Wannsee unter anderem durch Theodor Fontane, der ihn in seinen Werken beschrieb und damit ein Stück Berliner Kulturgeschichte schuf. Darüber hinaus zog der See im 20. Jahrhundert auch Film- und Theatermacher an, die seine idyllische und zugleich geschichtsträchtige Kulisse zu schätzen wussten.

Der Wannsee ist somit ein Ort, der nicht nur als Erholungsgebiet, sondern auch als historisches und kulturelles Symbol Berlins gilt. Seit damals, als sich die ersten begüterten Berlin hier ihre Sommerresidenzen bauen ließen, um der Hektik und dem Lärm der Großstadt zu entfliehen, ist der Wannsee, sieht man einmal vom Strandbad ab, aber auch ein Refugium der Schönen und Reichen, die sich in seinem Glanz sonnten und sonnen.

Nichtsdestoweniger ist nicht nur der Wannsee ein Ausflugstipp, sondern auch, die beiden Autoren beschreiben es, die Pfaueninsel und der historische Kern, das ehemalige Dorf Stolpe, wo es gelungen ist, Historie und Moderne in Einklang zu bringen. Ersteres zu bewahren, was selten genug in dieser Stadt ist.




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Veröffentlicht am 18. Juli 2024