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Buchkritik -- Linus Geschke -- Wenn sie lügt

Umschlagfoto, Buchkritik  --  Linus Geschke  --  Wenn sie lügt, InKulturA Die Entscheidungen und Handlungen, die wir in der Vergangenheit getroffen haben, formen die Realität, in der wir heute leben. Jede Entscheidung, sei sie groß oder klein, hinterlässt ihre Spuren und beeinflusst unser gegenwärtiges Leben auf vielfältige Weise.

Manchmal sind die Auswirkungen offensichtlich: Eine Karriereentscheidung vor Jahren kann unsere berufliche Position heute maßgeblich beeinflussen. Aber auch scheinbar belanglose Handlungen können langfristige Konsequenzen haben: Ein freundliches Wort oder eine kleine Hilfestellung kann eine Kette von Ereignissen in Bewegung setzen, die das Leben eines anderen Menschen verändern. Von falschen Beziehungsentscheidungen ganz zu schweigen.

Letzteres macht Linus Geschke in seinem neuen Thriller ganz gewiss nicht – Schweigen.

Eine Jugendclique wird durch die Beziehung von Norah mit einem älteren Jungen arg strapaziert, denn ihre Freunde, allen voran Goran, lehnen den Typ ab, da er bei ihnen einen fragwürdigen Eindruck hinterlässt. Norah entscheidet sich trotzdem für ihn, misstraut ihm im Lauf der Zeit jedoch und sie beendet die Beziehung.

Kurz darauf erschießt er ein Liebespaar, flüchtet und ertrinkt laut Polizeibericht in der Ostsee. Norah dagegen muss mit dem Stigma leben, eine Killerfreundin zu sein. Jahre später tauchen Briefe auf, die nur der Mörder geschrieben haben kann, weil nur er die darin beschriebenen Dinge wissen kann.

Norahs Mutter kontaktiert Goran, der inzwischen in Berlin mehrere Wettbüros betreibt. Da Norah seine erste, aber nie eingestandene Liebe war, eilt er nach Waldesroda, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Linus Geschke hat aus den Konsequenzen falscher Entscheidungen in der Vergangenheit einen Thriller gemacht, der die Leserinnen und Leser von Anfang an in den Bann zieht. Als sich Goran daranmacht, das Rätsel um den Briefschreiber zu lösen, stellt sich heraus, dass keiner der damals Beteiligten die ganze Wahrheit erzählt hat und jeder aus der Clique ein Geheimnis bewahrt, das in der Gegenwart zu zwei weiteren Morden führt.

„Wenn sie lügt“ ist ein gekonntes Spiel mit Wahrheit und Schuld, das nur vordergründig nach bewährten Regeln abläuft, im Wirklichkeit jedoch eine fatale Mischung aus Verdrängung und Verantwortung ist.

In Rückblicken lässt Geschke sein Lesepublikum daran teilhaben, wie die Dinge damals aus dem Ruder gelaufen sind und baut damit eine Spannung auf, die bis zur letzten Seite, bis zur überraschenden Aufklärung, anhält; denn wieder einmal ist alles ganz anders.

Ein Pageturner der Extraklasse und damit eine absolute Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 5. Juni 2024