Buchkritik -- David Lagercrantz -- Vernichtung

Umschlagfoto, Buchkritik, David Lagercrantz, Vernichtung, InKulturA Eigentlich wollte Mikael Blomkvist Urlaub machen, als die Rechtsmedizinerin Fredrika Nyman ihn darüber informiert, dass in der Tasche eines toten Obdachlosen die Telefonnummer des Journalisten gefunden wurde. Derweil befindet sich Lisbeth Salander in Russland, um endgültig das Kapitel gewalttätige Familiengeschichte mit dem Mord an ihrer Schwester Camilla zu beenden, was ihr bezüglich der finalen Lösung auf merkwürdige Weise nicht gelingt.

Der (hoffentlich) letzte Roman um Blomkvist und Salander aus der Feder von David Lagercrantz, der nach dem Tod von Stieg Larsson im Jahr 2004 von dessen Familie gebeten wurde, die Reihe fortzusetzen, erweckt den Eindruck, als haben Teilnehmer eines Kurses „Kreatives Schreiben für Fortgeschrittene“ daran mitgewirkt.

Wo es bei Larsson noch tief in die Psyche von Tätern und Opfer ging und er daraus drei Thriller kreierte, die weder an Spannung, intelligenter Handlung und hintergründigen politischen Manipulationen mangelten, ist all das bei Lagercrantz auf der Strecke geblieben. Was um Himmels Willen hat Salanders privater Racheakt gegen den Freund der blass Pauline in diesem Roman zu suchen? Was für einen Effekt, außer einen ungewollt komischen, hat Blomkvists Sprung ins kalte Wasser, um ausgerechnet eine der Hauptfiguren vor dem Selbstmord zu bewahren, wenn nicht den eines Seitenfüllers?

Nein, es macht keinen Spaß, diesen Thriller, der eigentlich gar keiner ist, zu lesen. Die Handlung wirkt an den Haaren herbeigezogen (Eine Besteigung des Mount Everest als Anlass für eine geheimdienstliche Intrige) und genau so dümpelt die gesamte Story des Romans vor sich her. Anstelle einer konsistenten Handlung liefert der Autor Versatzstücke, die lieblos zusammengeschustert wirken. Russische Internettrolle, Blomkvists spontane Affäre mit einer Kollegin von Konkurrenzmedium, Irrungen und Wirrungen während der Besteigung des höchsten Berges der Welt, die für manche Teilnehmer tödlich enden und ein schwedischer Politiker, der spontan beschließt, wegen der damaligen dramatischen Ereignisse am Berg seinem Leben im Wasser ein Ende zu setzen.

Apropos Ende: selten so einen uninspirierten und nachlässig geschriebenen Schluss eines Thrillers gelesen. Blomkvist taucht buchstäblich im letzten Moment, fast wie Phönix aus der Asche, wieder auf und, was muss der Mann für Schmerzen haben, rettet sich und Salander aus den Fängen der bösen Schwester, die natürlich, so machen das die Teilnehmer des Kurses „Kreatives Schreiben“, einen schrecklichen Tod stirbt.

Lasst doch endlich, wie es in diesem Fall besser gewesen wäre, die toten Autoren in Frieden und versucht nicht, aus deren Ideen weiteres Kapital zu schlagen. Ich bin gespannt, ob das wirklich der letzte von David Lagercrantz geschriebene Roman um die beiden Figuren Blomkvist und Salander gewesen ist...




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Veröffentlicht am 7. September 2019