Buchkritik -- Fred Ink -- Uppercut

Umschlagfoto, Fred Ink, Uppercut, InKulturA Uppercut, der Schlag, der den Gegner außer Gefecht setzen soll. Vorher mürbe gemacht durch andere Schläge, sorgt ein gut gesetzten Aufwärtshaken für das Ende des Kampfes.

Robert Strauss, ehemaliger Boxer mit jugendlicher Heimkarriere, befindet sich auf einmal mitten drin in einem Kampf ums Überleben. Nicht sein Leben steht auf dem Spiel, sondern das von seiner Frau Tamara, die von Unbekannten entführt wurde.

Wenn Robert sie lebend wiedersehen will, muss er den Bedingungen der Entführer Folge leisten. Und die sind hart, sehr hart. Einen Obdachlosen zusammenzuschlagen und anschließend die Tat auf einem sozialen Netzwerk zu posten, ist da nur der Beginn eines 4-tägigen Wahnsinns, dem sich der Ex-Boxer unterziehen muss, will er denn seine Frau retten.

Fred Ink hat mit "Uppercut" einen Psychothriller geschrieben, von dem zart besaitete Zeitgenossen lieber die Hände lassen sollten. Von dem Augenblick, als Robert von der Entführung Kenntnis erhält, kämpft er wieder gegen seine, wie er es nennt, Dunkelheit an.

Diese Dunkelheit sind seine gewalttätigen Neigungen, die ihn nach dem Ende seiner Boxkarriere mit dem kriminellen Milieu in Kontakt gebracht haben und er dort dem "Preußen" gute Dienste als Geldeintreiber, Schläger, als Mann fürs Grobe leistete.

Doch auch Strauss kann und will, im Gegensatz zu seinen "Kollegen" nicht alles mit sich machen lassen und so steigt er nach einem tragisch endenden Schußwechsel aus der kriminellen Szene aus. Durch die Entführung seiner Frau gerät Robert jedoch sukzessive wieder in alte Verhaltensmuster - und er findet daran sogar erneut Befriedigung.

So hart wie die gut gesetzten Schläge eines Boxers, ist auch der Roman geschrieben. Die Sprache ist schnörkellos und unprätentiös. Die Sätze kommen teilweise Boxhieben gleich und prasseln auf den Leser ein. Kein Buch also für weiche Feuilletontörtchen, sondern hart am (Über)Lebenskampf.

Robert Strauss will sich ändern. Da traf es sich gut, dass er Tamara kennengelernt hat, die für ihn zum Symbol eines friedlichen, die Dunkelheit unterdrückenden Lebens wird. Um so schmerzhafter trifft ihn ihre Entführung.

Ist "Uppercut" bereits das überaus intelligent komponierte Psychogramm einer individuellen Entwicklung, die aufgrund einer gewalttätigen Kindheit bereits die Gewalt des Erwachsenen Robert vorweg nimmt, so ist der Roman noch viel mehr die Geschichte einer zerstörten Hoffnung auf ein besseres Leben.

Robert Strauss kann sich so viel Mühe geben wie er will, er kommt aus der Scheiße nicht heraus, denn überall wird er von seiner Vergangenheit eingeholt. Der Mann kann weiß Gott kämpfen. Doch immer mehr verfällt er wieder der Dunkelheit. All das ist er jedoch bereit zu leisten, würde er doch endlich seine Frau Tamara wieder in die Arme schließen dürfen.

Doch, wie bei einem Boxkampf, kann auch Robert Strauss dem letzten vernichtenden Schlag nicht ausweichen. "Uppercut" - konsequent bis zum letzten Satz. Absolute Lesempfehlung!




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 14. Januar 2014