Buchkritik -- Bernd Stöver -- United States of America

Umschlagfoto, Bernd Stöver, United States of America Der amerikanische Traum ist anhaltend virulent. Für viele Menschen auf dieser Welt sind die USA immer noch das Ziel ihrer Sehnsucht und die Hoffnung auf Erfüllung des damit verbundenen Versprechens, durch harte Arbeit, durch Fleiß und Strebsamkeit zu Freiheit und Wohlstand zu gelangen. Deutschland und andere europäische Länder mussten dies kürzlich konsterniert feststellen, als die von ihnen umworbenen IT-Fachkräfte aus Indien um diesen Kontinent einen großen Bogen machten und ihre Fähigkeiten lieber auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt anboten.

Dieser amerikanische Traum ist dann auch der Ausgangspunkt des Buches von Bernd Stöver. Die damit verbundenen Versprechen, deren Erfüllung bereits von den ersten Kolonisten antizipiert wurden, bilden immer noch den Mythos dieses Landes. In "United States of America" erzählt der Autor unter diesem Blickwinkel die Geschichte der USA. "Von der ersten Kolonie bis zur Gegenwart", so der Untertitel, lässt er die, in historischen Dimensionen gedacht, kurze Chronik der USA Revue passieren.

Nur wer das Streben nach Freiheit, nach Überwindung des europäischen Diktats in religiösen und politischen Zwängen verstehen kann, versteht auch die manchmal für die Menschen in der "Alten Welt" befremdlich wirkende Lebens- und Handlungsweise, die in den USA vorherrscht. Das beste Beispiel hierfür ist das amerikanische Recht des persönlichen Waffenbesitzes, dessen Grundidee auf den Freiheitswillen bereits der ersten Kolonisten zurückgeführt werden kann.

Bernd Stöver erzählt die Geschichte dieser Nation und beschränkt sich nicht nur auf die politischen Entwicklungen, sondern verbindet damit auch die globale Faszination, die der "American Way of Life" auf die gesamte Welt ausgeübt hat. Coca-Cola und Pepsi als amerikanische Botschafter waren auch in den Ländern, die den USA distanziert bis feindlich gegenüberstanden gern genossene Getränke. Vom Siegeszug der amerikanischen Popkultur ganz zu schweigen.

Stöver zeigt in seiner chronologisch ausgerichteten Geschichte immer wieder die kollektive geistige Grundhaltung der US-amerikanischen Bürger. Seit 1565 die erste europäische Siedlung auf amerikanischem Boden gegründet wurde, war es die Idee von der persönlichen Freiheit, die die Politik, aber auch die geistige Grundhaltung der Bevölkerung dieses Kontinents bestimmt hat. Dieser Gedanke variierte außenpolitisch zwischen Isolationismus und politischem Sendungsbewusstsein. So wurden die USA erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem politischem Global Player, der dann auch mit den militärischen Niederlagen im Vietnam- und Koreakrieg bleibende nationale Traumata erlitt, die auch durch den Zusammenbruch des Kommunismus nicht kompensiert werden konnten. Die Anschläge von 9/11 geben diesbezüglich eine mehrdeutige Antwort des demokratischen Staates angesichts der umfassenden Einschränkungen der bürgerlichen Rechte in den USA.

Die USA waren und sind ein "Melting Pot", dem es doch, mehr oder weniger, gelungen ist, zahlreiche Kulturen zu einer amerikanischen zu formen. Ob das angesichts des Zuwanderungsdrucks aus Mexiko und Lateinamerika auch in Zukunft gelingen wird, ist die spannende Frage zu Beginn des neuen Jahrtausends.

"United States of America" ist ein Buch, das sich vornehmlich an Amerikaenthusiasten wendet. Wer sich dagegen umfassend vor allem über die politische Geschichte dieser Nation informieren will, der muss zu einem anderen Buch greifen. Das spricht jedoch nicht gegen das Werk von Bernd Stöver.




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