Buchkritik -- Bruce McCabe -- unfehlbar

Umschlagfoto, Bruce McCabe, unfehlbar, InKulturA Aufblasbare Gummipuppen zur sexuellen Befriedigung waren gestern. Der Technologiefirma Dreamcom ist es gelungen, Replikanten herzustellen, die nur schwer von Menschen zu unterscheiden sind. Auf ihr Dollhouse, ein anderes Wort für Bordell, in San Francisco wird ein Bombenanschlag verübt. Der dafür in Frage kommende Täterkreis ist groß, denn viele Organisationen, allen voran die religiöse Sekte NeChristo, ereifern sich gegen das Projekt.

Bruce McCabe hat mit "unfehlbar" einen fulminanten Debutroman veröffentlicht, der, in naher Zukunft spielend, technologische Möglichkeiten beschreibt, deren Anwendung gesellschaftliche und juristische Implikationen innewohnen, die zumindest fragwürdig sind.

So gehört der den Anschlag untersuchende Agent einer Spezialeinheit an, die mit mobilen Lügendetektoren ausgestattet ist, um an Ort und Stelle darüber entscheiden zu können, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Als er mit der Untersuchung des Falls beginnt, gerät er zwischen die Fronten des politischen Lobbyismus und einer pseudoreligiösen Gruppe.

Dem Autor gelingt es meisterhaft, die gesellschaftlichen und politischen Verstrickungen zu beschreiben, die der Ermittler Daniel Madsen nur langsam durchschaut. Die auf den ersten Blick so unterschiedlichen Gegner, Dreamcom und NeChristo, agieren beide gemäß kapitalistischer Spielregeln. Was bei dem Technologiekonzern verständlich ist, erweist sich bei der Sekte als pure Heuchelei.

Mach Geld, mach noch mehr Geld. So lautet die Devise des US-amerikanischen Wirtschaftsphilosophie und auch religiöse Sekten machen da keine Ausnahme. "unfehlbar" ist sowohl ein spannender als auch ein gesellschaftskritischer Thriller, wie ihn wohl nur anglo-amerikanische Autoren zu schreiben verstehen.

Geschickt lässt er seine Figuren in einem Netz aus gegenseitigem Misstrauen agieren, das sich aber gleichzeitig auch als Muster zur Profitmaximierung erweist. Die Grenzen zwischen Moral und Profit erweisen sich einmal mehr als fließend und so findet sich auch Madsen auf der Seite der Beschuldigten wieder, der von seinen eigenen Kollegen mit Haftbefehl gesucht wird.

Bruce McCabe hat einen Thriller geschrieben, der unter die Haut geht.




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Veröffentlicht am 3. Februar 2016