Buchkritik -- Christian Uetz -- Nur Du, und nur Ich

Umschlagfoto  -- Zwei Menschen begegnen sich, finden Gefallen aneinander, doch einer von ihnen flieht die Nähe. Der, der mehr geben kann, mehr geben will, der Übriggebliebene, beginnt damit, sich selber Rechenschaft abzulegen über seine Liebe und gerät dadurch in die Position dessen, der obsessiv reflektierend sich nahezu wollüstig dem Verlangen nach dem geliebten Menschen hingibt.

Christian Uetz beschreibt in seinem Debütroman Nur Du, und nur Ich den Taumel zwischen Verzweiflung und antizipierter Lust, deren Realisierung vorerst unmöglich scheint. Die Verweigerung körperlicher Vereinigung veranlasst den Icherzähler dazu, sich immer wieder in seinen, auf das abwesende Gegenüber als Mittelpunkt zielenden, Selbstreflexionen zu verlieren.

Der Leser wird zum Zeugen einer Introspektion, die auf den ersten Blick den Anschein eines selbstzerstörerischen, die Lust am eigenen Leiden kultivierenden Masochismus besitzt, der sich jedoch, je mehr der Erzähler sich auf das ambivalente Objekt seiner Begierde kapriziert, zu einer sprachmächtigen Referenz über die Kraft einer Liebe wird, die weit abseits konventioneller Regeln daherkommt.

Zwischen Tragik und Komik spannt der Autor einen weiten Bogen, der die Befindlichkeiten einer Beziehung schildert, deren daran Beteiligte nicht unterschiedlicher reagieren könnten. Abwehr und Flucht vor Nähe auf der einen - weiblichen - Seite stehen im starken Gegensatz zum Verlangen, ja geradezu nach dem Willen zur Besitznahme auf der männlichen Seite.

Die Liebe, das mächtige, wenn nicht gar das mächtigste Verlangen nach Nähe zum Anderen, zur Vereinigung mit dem adorierten Gegenüber - nicht zu Unrecht bedient sich Christian Uetz in einigen seiner Sprachbilder eines, ansonsten ausschließlich in religiösen Anrufungen bedienten Timbres mystischen Verlangens - hat letztendlich die Vereinigung zweier Individuen zum Ziel. Ob es in diesem Fall darüber hinausgeht, überhaupt hinausgehen kann und ob das letzte große Opfer gebracht wird, lässt der Autor offen. Die Frage muss sich der Leser beantworten.




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