Buchkritik -- Thomas Beckstedt -- Triptychon

Umschlagfoto, Buchkritik, Thomas Beckstedt, Triptychon, InKulturA Es ist eine dunkle und brutale Welt, die Thomas Beckstedt in seinem Thriller "Triptychon" beschreibt. Der für einen multinationalen Konzern arbeitende Informatiker John Gallagher wird wider Willen in einem Strudel aus Gewalt und Profitgier gerissen, der droht, sein Leben zu zerstören.

Er ist, geplagt von einem immer gleichen Alptraum, auf dem Weg nach Südafrika, wo sein Arbeitgeber ein neues Rechenzentrum errichten will. Doch dieses Projekt weckt auch das Interesse der US-amerikanischen Geheimdienste, denen es gelungen ist, einen Informanten in der Forschungsabteilung des Konzern zu platzieren. Dieser Maulwurf ist eine gute Freundin von Gallagher, der über ihr plötzliches Verschwinden besorgt ist.

Der Informatiker lebt in einer unglücklichen Ehe und geht - halb zog man ihn, halb sank er hin - eine kurze aber leidenschaftliche Beziehung zu einer Flugbegleiterin, die in Gallagher ihre große Liebe sieht und ihn mit obsessiver Heftigkeit verfolgt, ein.

Thomas Beckstedt erzählt im spannenden und temporeichen ersten Teil des Romans von automatenhaft funktionierenden Solitären, die, unfähig zu Freundschaft und zwischenmenschlicher Kommunikation, ihren Sinn einzig in der Arbeit für den Konzern sehen. Der jedoch ist auf dem Weg, eine Waffe zu entwickeln, deren Einsatz dem bereits vorhandenen Arsenal des Schreckens eine weitere Steigerung zufügen würde.

Als Gallagher sich auf die Suche nach seiner Freundin und Kollegin macht, gerät er in den Fokus des Konzerns, der befürchtet, dass seine geheimen Forschungen in die Hände der Ermittler fallen. Als auch noch Gallaghers Frau unter merkwürdigen Umständen ums Leben kommt und er der Tat verdächtigt wird, muss Gallagher fliehen. Sein Leben wird fortan ein anderes sein.

Gallagher, ein Kunstliebhaber, in dessen Wohnung eine Kopie des Dreitafelbildes "Der Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch hängt, wird wider Willen hineingezogen in eine Welt des Bösen. In diesem, von Thomas Beckstedt mit düsterer Atmosphäre ausgestatteten Universum regieren die Abgründe menschlicher Grausamkeit, denen weder Gallagher noch die ihm helfenden Personen etwas entgegenzusetzen haben. So muss er mit Bestürzung feststellen, dass jede Person, die er im Lauf seiner Flucht kennenlernt, den sadistischen Handlangern des Konzern zum Opfer fällt.

Der Leser dieses verstörenden Thrillers muss sich auf einiges gefasst machen, denn Beckstedt beschreibt die Gewaltszenen mit geradezu minutiöser Leidenschaft, die detailliert vermittelt, wozu Menschen fähig sind. Es gibt, und das ist die eigentlich Tragödie, in diesem Dunkel keine hellen Flecken. Diejenigen, die für Schutz sorgen sollen, in diesem Fall die CIA, bedienen sich der gleichen Methoden wie der Konzern und seine kriminellen "Dienstleister".

John Gallagher ist dieser Realität nicht gewachsen - wer wäre das schon? - und so kommen im fulminant-brutalen dritten Teil des Thrillers die zum Zuge, die sich im Makrokosmos der Gewalt auskennen und deren Realität sich abseits von Recht und Gesetz befindet. Zum Schluss ist die Ordnung scheinbar wiederhergestellt und doch bleibt der Leser mit dem Gefühl zurück, dass der Sieg der vordergründig Guten nur die andere Seite der Medaille des Bösen ist.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 20. August 2016