Buchkritik -- Khaled Hosseini -- Traumsammler

Umschlagfoto, Khaled Hosseini, Traumsammler, InKulturA Das Schicksal Afghanistans, dieses immer wieder von fremden Mächten besetzte und geschundene Land, ist das Thema der Romane von Khaled Hosseini. Als Spielball in den internationalen politischen Auseinandersetzungen benutzt, leidet in erster Linie die Bevölkerung. Diesen Menschen, die sich geworfen sehen zwischen einem fremdbestimmten Leben und dem Leid eines Landes, dem es in der jüngsten Geschichte nicht vergönnt war, eine eigenständige Politik zu betreiben, gehört die aufrichtige Sympathie des Autors.

"Traumsammler" ist dann auch nur vordergründig die Geschichte von zwei Geschwistern, die früh voneinander getrennt wurden, sondern wieder einmal ein Kaleidoskop afghanischen Lebens der letzten 50 Jahre. Pari ist drei Jahre alt, als der Vater sie, zusammen mit ihrem zehnjährigen Bruder Abdullah, nach Kabul bringt und sie dort von einer ausländischen Frau adoptiert wird.

Der Roman, manchmal hart an der Grenze der Gefühlsduselei geschrieben, ist eher ein Buch der Kurzgeschichten, denn ein stringentes Werk. Rückblenden versuchen immer wieder die Vergangenheit in die Gegenwart zu transferieren und der Leser wird Zeuge einer sich immer wieder selbst begegnenden Geschichte, der sich die Figuren des Romans nicht entziehen können.

Hosseini hat ohne Zweifel eine bewegende Geschichte erzählt, in der die Menschen Afghanistans nicht nur von ausländischen Invasoren benutzt werden, sondern auch von inländischen Warlords, die, unterstützt von den jeweiligen Machthabern, ihre eigenen Interessen verfolgen.

Das Schicksal von Pari und Abdullah ist zu verstehen als Rahmenerzählung dieses weit ausholenden Romans. Erst gegen Ende der Geschichte werden die beiden sich unter tragischen Umständen wiedersehen. Dazwischen siedelt der Autor viele andere Kurzgeschichten an. Figuren und Personen werden eingeführt und teilweise abrupt wieder vergessen, so dass der Leser Zeuge dieser Spannung bleibt, die immer droht, Afghanistan zu zerreißen.

Es ist ein Puzzle, das Khaled Hosseini mit "Traumsammler" veröffentlicht hat. Menschen werden ungewollt heimatlos und doch spricht in ihnen die Sprache des Blutes, wenn es um die eigene Herkunft geht. Das Leben, Pari erfährt das schmerzlich, kommt an den ungeschriebenen Gesetzen der Herkunft nicht vorbei. Nur denjenigen, denen es gelingt, ihre Identität vollkommen neu zu definieren, werden sich anpassen können. Ob das ein Vorteil ist, sei dahingestellt.

Es ist dem schriftstellerischen Können Hosseinis zu verdanken, dass dieser Roman nicht in die Seichtheit gefühlsseligen Sentiments abgleitet. Gelegenheiten dazu hat der Autor leider reichlich.




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Veröffentlicht am 28. Dezember 2013