Buchkritik -- Arvid Heubner -- Totenstill

Umschlagfoto, Buchkritik, Arvid Heubner, Totenstill, InKulturA Während eines Ausflugs in den Harz verschwinden sechs Schülerinnen und der sie begleitende Lehrer eines Eliteinternats, in dem Industrielle, Finanzjongleure und andere sog. „Global Player“ ihren mitunter schwer gestörten weiblichen Nachwuchs unterbringen und mithilfe von großzügigen Spenden einerseits einen vorzeigbaren Schulabschluss garantieren, andererseits so manche moralisch fragwürdige Aktion ihrer Sprösslinge vertuschen. Die Suche nach den Vermissten gestaltet sich äußerst schwierig, denn die Hütte, die das Ziel der kleinen Gruppe war, liegt tief im Wald und starker Schneefall erschwert zusätzlich die Arbeit der Suchmannschaften.

Als die Situation eskaliert, sprich, die Leichen der Vermissten in einer Höhle gefunden werden, zieht die leitende Kriminalbeamtin einen weiteren Ermittler, Tinus Geving, der nach einem Terroranschlag in Rotterdam schwer traumatisiert ist, hinzu. Sie, die sich schnell, zu schnell für Geving, auf einen Täter festlegt, hat politische Ambitionen auf das Amt der Innenministerin und will, um ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, diesen Fall der Öffentlichkeit als schnell gelöst darstellen.

Und schon ist der Leser mittendrin in einem Malstrom aus Macht, Geld und Intrigen, deren Beteiligte in allen Stufen der Hierarchie zu finden sind. Arvid Heubner versteht es, den Akteuren Glaubwürdigkeit zu verleihen und er beschreibt die ethischen Abgründe der gern als die „oberen Zehntausend“ bezeichneten selbst ernannten Elite.

In einem Geflecht aus Habgier, Opportunismus und Karrieregeilheit müssen Geving und sein Team den Faden finden, der zu den hinter den Kulissen die Fäden ziehenden Personen führt. Bis das allerdings geschieht, wird der Leser dieses überaus spannenden und realistisch angelegten Thrillers auf einige Irrwege geführt und erst an Ende mit den wirklichen Gründen des Verbrechens und den dafür verantwortlichen Kreisen konfrontiert.

Arvid Heubner hat mit „Totenstill“ ist einen Politthriller made in Germany geschrieben, der in einer Reihe mit den Werken seiner US-amerikanischen „Kollegen“ steht.




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Veröffentlicht am 8. Januar 2021