Eigentlich hatte ich mich endlich mit dem charmanten, stilbewussten und in jeder Lebenslage perfekt gekleideten, nichtsdestoweniger dauerhaft pekuniär minderbemittelten Allmen angefreundet und nach seinem letzten Fall (Allmen und die Erotik) schon neugierig und gespannt auf sein nächstes Abenteuer gewartet. Doch wer sich zu früh freut, der wird garantiert enttäuscht werden.
So auch bei Martin Suters neuem Roman, in dem die Detektei Allmen International gerade rechtzeitig einen sich als lukrativ erweisenden Auftrag erhält, der die chronisch leere Kasse des Teams wieder füllen könnte. Auf Ibiza, der Insel der Schönen und Reichen, sollen er und sein Faktotum Carlos „Boy“, einen gestohlenen, Fisch finden. Nicht irgendein Fisch, sondern ein Koi der monetären Extraklasse, der einem ehemaligen Musikproduzenten gestohlen wurde und der der Lieblingsfisch seiner jungen Freundin ist.
Das Trio Allmen und Carlos, später, nach einer Attacke auf Carlos stößt auch Maria zu den beiden, macht sich mit vereinten Kräften daran, die Geduld des Lesers auf eine harte Probe zu stellen. Die Handlung dümpelt vor sich hin, die Hitze auf Ibiza ist groß, die oberen Zehntausend sind dekadent und Allmen, ganz im Gegensatz zu seinen bisherigen spärlichen Versuchen der Annäherung ans weibliche Geschlecht, wird auf der Sonneninsel stante pede das Objekt der Sehnsucht einer jungen, leider in einer festen Beziehung zu Allmens Auftraggeber stehenden liebeshungrigen Frau.
Doch ich will nicht päpstlicher als der Papst sein. Ich konnte mich auf alle Fälle, literarisch zubereitet, an exzellenten Menüs und vollmundigen Weinen erfreuen, erhielt zwar keine Reiseempfehlung für diese Baleareninsel, doch wurde am Ende mit einem originellen Fischrezept für manche Längen des Romans entschädigt. „Allmen und der Koi“ ist nicht der Allmen, den die Fans dieser etwas schrägen Figur kennen. Ich hoffe auf seinen nächsten Fall, denn wie bereits gesagt, habe ich mich mit Allmen und seinen Befindlichkeiten angefreundet – und wer gibt schon leichtfertig eine Freundschaft auf?
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 9. November 2019