Buchkritik -- Hans Georg Siegler -- Der heimatlose Arthur Schopenhauer

Umschlagfoto  -- Hans Georg Siegler  --  Der heimatlose Arthur Schopenhauer Die ersten Jahre der Kindheit eines Menschen haben einen großen Einfluß auf die spätere Entwicklung seines Lebens. Diese Aussage, so einfach sie scheinen mag, trifft natürlich auch für Philosophen zu. Hier vielleicht sogar in einem weit größeren Ausmaß, als die Philosophiegeschichte es wahrhaben möchte. Schließlich entstehen neue Gedanken nur im Kontext mit der sozialen Umgebung. Losgelöst von allen Beziehungen zur Umwelt kann niemand existieren und es gibt keine Philosophie des geistigen Autismus.

Schopenhauers Jugendjahre bis zu seiner Volljährigkeit im Jahr 1809 sind das Thema des Buches von Hans Georg Siegler. Wenn es einen Schlüssel zum Verständnis eines Philosophen gibt, dann finden wir ihn bei Schopenhauer in seiner Kindheit. Der Sohn eines Kaufmannes mit einer viel jüngeren Frau, die sich überdies durch ihre Ehe darin gehemmt sieht, gemäß ihren künstlerischen Neigungen zu leben, der Wille des Vates, seinen Sohn als Kaufmann auszubilden, um das familieneigene Geschäft fort zu führen, der dauernde Zwiespalt Schopenhauers zwischen Pflichterfüllung und eigenen Lebensvorstellungen, bildet bei ihm schon früh eine pessimistischen Grundeinstellung heraus, auf der er seine spätere Philosophie aufbaut.

Siegler schildert in seinem Werk diese Jugendjahre Schopenhauers unprätentiös. Er beschränkt sich auf die Fakten, die durch Briefe der Familie Schopenhauer bekannt sind. Er sieht den Philosophen Schopenhauer in erster Linie als einen Menschen, der eine nicht eben glücklichen Kindheit gehabt hatte. Niemals wird Schopenhauer von ihm in blinder Begeisterung auf ein Podest gehoben um ihn zu bewundern, sondern bei aller spürbaren Sympathie bleibt die notwendige Distanz zum Philosophen Schopenhauer erhalten.

Sieglers Buch ist "klein, aber fein". Frei von überflüigem Ballast, präzise und prägnant geschrieben, ist es ein idealer Einstieg um sich mit dem Leben und Werk dieses Philosophen auseinander zu setzen.




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