Buchkritik -- Harald Seubert -- Jenseits von Sozialismus und Liberalismus

Umschlagfoto  -- Die Krise des beginnenden 21. Jahrhunderts ist evident. Sie manifestiert sich unter anderem in einer von Harald Seubert in seinem Buch Jenseits von Sozialismus und Liberalismus diagnostizierten Orientierungslosigkeit. Im ersten Teil seines Buches beschreibt der Autor den aktuellen Zustand eines sich selbst unsicher gewordenen westlichen Denkens, dem es, ausgehend von der Französischen Revolution, bis heute nicht gelungen ist, die Aporie zwischen einer der Tendenz nach unbegrenzten politischen Freiheit auf der einen und den Verwerfungen des Lebens auf der anderen Seite zu überwinden.

Die Analysen, die Seubert im ersten Teil seines Buches über die Ursachen der gegenwärtigen Entwicklungen anstellt, zeigen das zutreffende Bild einer Gesellschaft, die, in Anbetracht der scheinbaren Unmöglichkeit die Widersprüche zwischen dem politisch-philosophischen Anspruch und den realen gesellschaftlichen Zuständen zu lösen, kurz davor steht, ihren Zusammenhalt zu verlieren.

Nicht nur die Finanzkrise als negativer Abschluss einer geplatzten Immobilienblase, sondern auch der desolate Zustand der Universitäten nach der Bologna-Reform und nicht zuletzt der Werterelativismus im ethischen Diskurs sorgt für Verwirrung und Desorientierung. Davon betroffen sind sowohl die politischen, wirtschaftlichen als auch die intellektuellen Eliten.

Seit über 200 Jahren pendelt die Geschichte zwischen den beiden, nur vordergründig differenten, Ideologien des Liberalismus und des Sozialismus. Beide sind, so Seubert, nur die zwei Seiten einer Medaille und somit Teil des Problems und nicht die Lösung.

Bei der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie es möglich sein könnte, der gegenwärtigen Krise zu begegnen, kommt der Autor zu einem überraschenden Ergebnis. In einer Zeit, die schier hilflos vor den anstehenden Problemen zu sein scheint und die aus diesem Dilemma mit Hilfe von sinnlosem Aktionismus zu entkommen versucht, besinnt sich Seubert, in bester europäischer Denktradition, auf bewährtes Gedankengut.

Mit einer Rückbesinnung auf Hegels Gedanken über die Voraussetzungen und Bedingungen eines freien Staates, die in vielen Aspekten eher eine Neuinterpretation darstellt, zeigt der Autor im zweiten Teil seines Buches einen Ausweg aus der aktuellen Krise. Das Fundament des sittlichen Staates , so wie ihn Hegel definiert, ist die Familie. Allein der auf dem Fundament des Christentums stehende Staat ist dazu in der Lage, das Recht, die Würde und die Freiheit des Einzelnen zu garantieren.

Das Scheitern sowohl des Liberalismus als auch des Sozialismus ist in letzter Konsequenz einer Aufklärung geschuldet, welche die Vernunft als einzige Quelle menschlichen Fortschritts definiert hat. Dabei wären, so Harald Seubert, "die großen und dauerhaften Errungenschaften der Moderne ohne christlichen Glauben gar nicht möglich gewesen..." .

Ohne den "Glutkern" der Religion folgen der Vernunft unmittelbar Zynismus und Dekadenz, die unweigerlich in Barbarei enden muss. Wenn es nicht gelingt, den stringenten Zusammenhang zwischen Aufklärung und Christentum zu erkennen, dann wird es der europäischen Kultur nahezu unmöglich sein zu überleben.

Es ist dem Resch Verlag zu verdanken, dass in einer Zeit, in der der Sozialismus innerhalb tonangebender Eliten anscheinend eine Renaissance feiert, ein Buch veröffentlicht wird, das dieser im Kern menschenfeindlichen Ideologie entgegen tritt. Hoffentlich erreicht dieses Buch einen großen Leserkreis.




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