Buchkritik -- Wolf Serno -- Der Wanderchirurg

Umschlagfoto  -- Wolf Serno  --  Der Wanderchirurg Zum Ende des 16. Jahrhunderts beginnt sich überall in Europa langsam die Vernunft gegenüber der Kirche durchzusetzen. Die Renaissance und die Wiederentdeckung des Verstandes geben dem Menschen eine verloren gegangene Stellung in der Welt zurück. Die Wissenschaft, sich immer mehr von kirchlichen Glaubensvorstellungen lösend, machte auf nahezu allen Gebieten Fortschritte.

Der erste Roman von Wolf Serno "Der Wanderchirurg" spielt im Spanien dieser Zeit. Noch herrschen die letzten Auswüchse der Inquisition, doch auch hier ist der Verstand und die Wissenschaft auf dem Vormarsch. Vitus, ein Kind das als Baby vor den Toren des Klosters Campodios gefunden wurde, ist die Hauptperson dieses Romans. Obwohl im Kloster erzogen, legte er nicht das Gelübde der Mönche ab, sondern es wurde ihm die Ausbildung eines Arztes zuteil.

Vor dem Tod des Abtes erzählt dieser Vitus seine unbekannte Herkunft und übergibt ihm ein Tuch mit einem Wappen, in dem er eingewickelt gefunden wurde. Vitus verläßt das Kloster und begibt sich auf die Suche nach seiner Familie, die der Abt in England vermutet.

Der Roman erzählt grandios diese Suche des jungen Mannes nach seinen Wurzeln. Freundschaften, Feindschaften, Liebe und alles, was zu einem guten Roman gehört, ist in diesem Werk vertreten. Es macht Spaß ihn zu lesen, von der ersten bis zur letzten Seite.

Neben der Suche des Vitus nach seiner Abstammung zieht sich ein anderes großes Motiv durch den Roman. Es ist eine Hymne an die menschliche Vernunft, an die Lösung von Problemen kraft des Verstandes. Vitus entfaltet sein medizinisches Talent im Lauf der Zeit immer besser und es gelingt ihm aufgrunddessen auch, Feinde zu Freunden zu machen. Toleranz und die Fähigkeit zu verzeihen, sind seine zwei herausragenden Charaktereigenschaften.

Bei seiner Odyssee auf dem Weg nach Santander, wo er hofft ein Schiff nach England besteigen zu können, lernt der junge Vitus viel über sich und über die Zeit in der er lebt. Bislang von den Mauern des Klosters beschützt und behütet, muß er sich in einem rasanten Tempo entwickeln und vieles lernen. Beides gelingt ihm auf eine äußerst glaubwürdige Weise.

Wolf Serno ist es gelungen, einen prall mit Leben gefüllten Roman zu schreiben. Trotzdem erzählt er in einem ruhigen Tempo einen Teil der Geschichte eines Menschen. Niemals aufgebend, immer hoffend und wissend, das allein die Vernunft den richtigen Weg zeigen kann. Vielleicht sind manchmal die Guten zu gut und die Bösen zu schlecht beschrieben, aber das mindert die Qualität dieses Romans nicht im geringsten.

PS.: Der Roman "riecht" nach einer Fortsetzung.




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