Buchkritik -- Simon Schama -- Wahrheit ohne Gewähr

Umschlagfoto  -- Simon Schama  --  Wahrheit ohne Gewähr Geschichte setzt sich zusammen aus verschiedenen Perspektiven, gleichsam aus den Betrachtungen vieler gelebter Leben. Niemals ist es einzelne, der über den Verlauf der Geschichte entscheidet, sondern alle an ihr Beteiligten prägen auf ihre individuelle Art den geschichtlichen Ablauf. Alexander der Große, Timur Lenk, Napoleon und viele andere sogenannte Anführer, Feldherren oder Staatsoberhäupter sind nichts ohne diejenigen, denen sie befehlen. In diesem Sinn kann man eigentlich nicht von "der" Geschichte als solcher sprechen, sondern immer nur von den kollektiven Anstrengungen, die notwendig waren, um ein Ziel zu erreichen.

Das ist auch der Grund dafür, warum es für den unbefangenen und objektiven Historiker so schwer ist zu entscheiden, was bedeutsam ist und was nicht. Je nach politischer und sozialer Einstellung, wird bei verschiedenen Historikern bei Betrachtung des gleichen Ereignisses ein unterschiedliches Ergebnis herauskommen.

Als kleines Beispiel soll eine Schilderung eines Unfallherganges dienen. Schon hier ist es schwierig, von drei verschiedenen Zeugen die gleiche Aussage zu bekommen. Untersuchungen haben gezeigt, das die menschliche Fähigkeit einen Unfallergang zu schildern, stark variiert. Wieviel schwerer ist es nun, über Geschehnisse zu entscheiden, die Hunderte oder gar Tausende von Jahren vor unserer Zeit passierten? Es gibt zu vielen Ereignissen gut erhaltenen Quellen, doch auch sie zeichnen sich oft durch Wiedersprüchlichkeit aus.

Simon Schama gibt in seinem Buch "Wahrheit ohne Gewähr" ein gutes Beispiel dafür, wie sich Geschichte bildet, bzw. wie Geschichte gemacht wird. Anhand von zwei historischen Todesfällen beweist er, das Geschichte unabhängig von ihrem jeweiligen realen Geschehen erst im nachhinein gemacht wird. Sie ist sozusagen erst ein Produkt der Zukunft. Aussagen von Zeitgenossen und die Veränderung im Lauf der Geschichte, machen aus historischen Tatsachen eine Interpretationsfrage.

Die Art der Geschichtsbetrachtung, die Schama in seinem Buch "Wahrheit ohne Gewähr" beschreibt, ist nicht neu. Trotzdem jedoch überzeugt das Werk durch die fiktiven Interpretationen der an der Geschichte beteiligten Personen. Die große Frage lautet lautet nun, ob es überhaupt so etwas wie eine abgeschlossene Geschichte gibt, oder ob nicht alles nur aus Interpretationen und Spekulationen besteht?




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