Buchkritik -- Frances Stonor Saunders -- Wer die Zeche zahlt...

Umschlagfoto  --  Frances Stonor Saunders  --  Wer die Zeche zahlt... Während des Kalten Krieges wurde nicht nur die militärische Aufrüstung betrieben, sondern auch die Kunst und mit ihr Musiker, Maler und Schriftsteller, wurde als Propagandamittel benutzt. In der Sowjetunion wurde es von Künstlern generell erwartet die Errungenschaften des Sozialismus zu glorifizieren. Wer sich der herrschenden Doktrin nicht anschloß, dem drohte schnell Ungemach und Strafe.

In der westlichen Welt, die sich selber als frei und ohne Beschränkung der Meinungsfreiheit sah, mußte die intellektuelle Elite erst für den Kampf gegen die Diktatur der Sowjetunion gewonnen werden. Viele liebäugelten mehr oder weniger offen mit den Idealen des Kommunismus. Erst die brutalen politischen Säuberungsaktionen Stalins brachten die meisten Intellektuellen zum Umdenken.

Genau an dieser Stelle setzte der CIA an. Es war die erklärte amerikanische Politik dem Kommunismus nicht nur politisch und militärisch Paroli zu bieten, sondern es wurde ebenfalls ein umfassendes Kulturprogramm aufgelegt, um die Sowjetunion auch auf diesem Gebiet zu schlagen. Frances Stonor Saunders beschreibt diese Aktivitäten in ihrem Buch Wer die Zeche zahlt... überaus genau und detailliert. Sie beschreibt die Phase des Kalten Krieges zwischen dem Ende des 2. Weltkriegs und den späten sechziger Jahren.

Der CIA schuf extra zum Zweck der Kontrolle und der Infiltration des westlichen Kulturbetriebs den "Kongress für kulturelle Freiheit". Viele namhafte Künstler der Zeit beteiligten sich am intellektuellen Kampf gegen den Kommunismus. Die meisten von ihnen hatten keine Ahnung, von wem sie ihr Geld bekamen, sondern wähnten sich im Glauben an eine freie und unmanipulierte Kunst. Einige von ihnen vertraten in der Vergangenheit selbst marxistische Gesellschaftsvorstellungen, doch der praktizierte Kommunismus und seine diktatorischen Auswüchse schreckten sie ab. Sie alle fielen dem "Kongress für kulturelle Freiheit" in die Arme, der sich nach Kräften bemühte, die nunmehr gewendeten Künstler für seine Ziele einzuspannen. Die meisten von ihnen haben es niemals herausbekommen, für wen sie eigentlich gearbeitet haben.

Frances Stonor Saunders hat ein umfangreiches, quellenstarkes Buch über die Zeit des Kalten Krieges in der Kultur geschrieben. Das Ende des 2. Weltkriegs hat die beiden Großmächte USA und UdSSR dazu gebracht, den Krieg auf einer anderen Ebene weiter zu führen. Nicht die Kraft der Waffen war ausschlaggebend, jedenfalls nicht in den Kernländern, sondern vielmehr Propaganda und Werbung für die jeweils eigene Doktrin. Es ist schon eine Ironie, wenn hinter der vielgepriesenen Meinungsfreiheit der USA in Wirklichkeit der CIA steckte, der sich nach Kräften darum bemühte, die Meinungen zu unterdrücken, die nicht in das eigene politischen Konzept passten. Der amerikanische Dienst stand seinem Gegenüber in keiner Beziehung nach. Manipulation war auf beiden Seiten an der Tagesordnung. Die Tatsache, daß die USA den Kalten Krieg gewonnnen haben, heißt nicht automatisch auch, daß sie die besseren Argumente gehabt haben.

Frances Stonor Saunders hat ein wichtiges Buch über die Rolle der Kunst im frühen 20. Jahrhundert geschrieben. Die Freiheit der Kunst und die des Künstlers kommen darin nicht besonders gut weg.




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