Buchkritik -- Hamed Abdel-Samad -- Schlacht der Identitäten

Umschlagfoto, Buchkritik, Hamed Abdel-Samad, Schlacht der Identitäten, InKulturA Hamed Abdel-Samad hat sich, wie so oft, zwischen alle Stühle gesetzt. Das ist keineswegs pejorativ zu verstehen, sondern ein für diesen Autor folgerichtiges Verhalten, verkörpert er doch eine redliche intellektuelle Position, die sich jeglicher Polarisierung entzieht und anstelle dessen gut abgewogene Argumente in die Diskussion einbringt.

Ausgehend vom akademischen Milieu, ein mit Steuergeldern gepamperter Schutzraum für Personen, denen es an der Fähigkeit zur Ausübung eines produktiven, Werte schöpfenden Beruf mangelt, wird die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben und die im Grundgesetz – das ohnehin zu einer beliebigen politischen Verfügungsmasse verkommen ist – verankerte Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz ausgehebelt.

Anstelle deren wird zunehmend die Frage nach sog. Identitäten in den Mittelpunkt gerückt, die, wie kann es anders sein, denen ein Sprachrohr bietet, die am lautesten ihre angeblichen Benachteiligungen propagieren können. Dass sich damit auch Geld, Steuergelder, verdienen lässt und Posten und Pöstchen, also politischer Einfluss winken, ist evident.

Nichts mehr, so die Vertreter der Identitätspolitik, mit der Gleichheit aller Menschen, ungeachtet des Geschlechts, der Hautfarbe, des Glaubens oder der ethnischen Abstammung. Im Gegenteil, es werden aufgrund der eben aufgezählten Humanattribute Forderungen gestellt, deren Erfüllung der alte weiße Mann, der ohnehin an allen Übeln der Welt die Schuld trägt, nur noch durch den ihm von interessierten und profitierenden Kreisen vorgeworfenen latenten Rassismus verhindert.

Hamed Abdel-Samad leugnet keineswegs, dass es in der Gesellschaft Rassismus gibt, kritisiert jedoch zu Recht die ideologische Verkürzung, dass dieser ausschließlich von weißen Menschen begangen wird und, im Umkehrschluss, farbige Menschen dazu aufgrund ihrer Erfahrungen nicht in der Lage sind. Eine fatale Verkürzung der Sichtweise, die das Gegenteil vom dem bewirkt, was ein probates Mittel gegen Vorurteile ist: Empathie und Interesse für meinen Nächsten.

Wenn jedoch schon die Frage nach den familiären Wurzeln als rassistische Attitüde böswillig missinterpretiert und das auch noch als politische Korrektheit gefeiert und gefordert wird, und nicht etwa als Interesse an meinem Gegenüber verstanden, dann ist das vor allem eines, eine neue Spielart des Rassismus.

Mit der es sich vortrefflich einrichten lässt, im warmen, von der Allgemeinheit gut alimentierten Berufsfeld der Sozial- und Gesellschaftsingenieure.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 7. August 2021