Buchkritik -- Gudrun Ortmanns -- Das Berlin des Robert Walser

Umschlagfoto  -- Gudrun Ortmanns  --  Das Berlin des Robert Walser Das Wirken von Künstlern und Schriftstellern ist untrennbar mit ihren Lebensräumen verknüpft. Gegenden, Landschaften, Städte, Viertel und Straßen stellen sowohl deren inspirative Verortungen dar als auch die Schauplätze von Romanen, Erzählungen und Novellen. Gleichzeitig sind sie Gegenstand von bildnerischen Zeugnissen. Dieser Verbindung von Orten und Werken hat der Berliner Verlag Edition A·B·Fischer einen großen Teil seiner Veröffentlichungen gewidmet.

In der Reihe Wegmarken ist jetzt der vierte Band Das Berlin des Robert Walser erschienen. Robert Walser (1878-1956) ist im heutigen Literaturbetrieb nahezu in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, war er doch gerade in seinen Berliner Jahren von 1905 bis 1913 ein scharfer Beobachter kleinbürgerlicher Verhältnisse. Als Flaneur "erläuft" er in zahllosen Spaziergängen durch das wilhelminische Berlin die gesellschaftliche Realität derjenigen, denen in der Regel der Zugang zur "Gesellschaft" fehlt.

In seinen Romanen Geschwister Tanner , Der Gehülfe und Jacob von Gunten aber auch in seinen zahlreichen in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Prosastücken beschreibt Walser das Leben der "kleinen Leute". "Klein bleiben" war auch seine eigene Lebensmaxime. Im Schatten seines als Bühnenbildner und Maler erfolgreichen Bruders gelang ihm niemals der Durchbruch als anerkannter Schriftsteller. Obwohl persönlich bekannt mit Bruno Cassirer und Christian Morgenstern - im Verlag von Cassirer wurden die Romane Walser veröffentlicht, Morgenstern war der Lektor seiner Werke - blieb er einem großen Publikum stets unbekannt. Daran konnten auch positiven Kritiken von Schriftsteller wie Robert Musil, Hermann Hesse und Franz Kafka nichts ändern.

Das Berlin des Robert Walser mit Texten von Gudrun Ortmanns ist eine bibliophile Erinnerung an einen Schriftsteller, der stets Außenseiter des literarischen Betriebs geblieben ist. Historische Photographien und aktuelle Aufnahmen von Angelika Fischer runden diesen schönen Band zusätzlich ab.



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