Buchkritik -- Rüdiger Safranski -- Romantik

Umschlagfoto  -- Rüdiger Safranski  --  Romantik Die Romantik, eine kurze, aber wirkmächtige Epoche der deutschen Kunst um 1800, stellt Rüdiger Safranski, wie auch im Untertitel deutlich wird, als eine (typisch) deutsche Affäre dar. Nun ist ja eine Affäre beileibe keine Sache, die im Allgemeinen gerne an die Öffentlichkeit drängt - im Gegenteil, eine Affäre bedeutet eine unangenehme Sache, einen peinlichen Vorfall, aus dem man sich, da nun einmal passiert, bemühen muß, herauszukommen. Darauf wird noch zurückzukommen sein.

Safranski teilt sein Buch in zwei Abschnitte ein. Im ersten behandelt er Personen (Tieck, Wackenroder, Novalis, Eichendorff und E. T. A. Hoffmann)und Orte der Romantik (Berlin, Jena und Heidelberg). Sein Augenmerk liegt ausschließlich auf die Literatur und die zeitgenössische philosophische Strömung (Fichte, Schelling und Schleiermacher). Musik und Malerei werden, leider, nicht angesprochen. Das ist Schade, denn nur in der Betrachtung dessen, was die Romantik in all ihren Facetten bedeutete, lässt sich ein stringentes Bild dieser Epoche machen.

Safranski versteht es, den Leser zu fesseln. Sein Stil ist flüssig und das Buch wendet sich bewußt an den interessierten Laien, der zwar die Personen historisch einzuordnen versteht, dem jedoch der Gesamtzusammenhang nicht ganz so geläufig ist. Leider ist bei der Lektüre nicht immer eindeutig, wo ein Zitat endet und wo Safranski wieder den Faden aufnimmt. Zudem ist auch der Anmerkungsapparat auf diese Zielgruppe ausgerichtet.

Das ist ja nun beileibe auch nicht schlimm und dem Verkauf des Buches nicht abträglich. Zudem ist es wunderbar, wenn sich der Leser für diese Epoche interessiert und von ihr faszinieren läßt. Da der Autor ein charmanter Plauderer und es zudem versteht, seine Leser in den Bann von Personen und Werken zu ziehen, ist die Lektüre spannend und kurzweilig. Eben typisch Safranski.

Die Grundgedanken der Romantiker werden skizziert. Das Unbehagen an den Auswirkungen der Aufklärung, die Entzauberung der Welt, politische Kleinstaaterei und die Versprechen der Französischen Revolution, aber auch das Scheitern vieler Protagonisten und deren Flucht in die, nach der endgültigen Niederlage Napoleons, Arme der Restauration.

Problematisch wird es erst, um auf den, laut Safranski, Affärencharakter der Romantik zurückzukommen, wenn der Autor aus der Kunst und der Philosophie dieser Epoche, eine durchgehende, bis in unsere Tage währende, Geisteshaltung macht. Dies geschieht im zweiten, zugegeben, schwachen Teil.

Die deutsche Geschichte wird daraufhin abgeklopft, inwiefern Reste subjektiver Ichbezogenheit und deren Artikulierung in Politik und Kunst sich durch sie hindurch manifestieren. Das ist durchaus legitim und historisch verständlich. Ärgerlich wird es jedoch, wenn wieder einmal versucht wird, die Wurzel für den Nationalsozialismus u. a. in der Romantik und deren weltumspannender Ichbezogenheit zu suchen.

Rüdiger Safranski hat ein zwiespältiges Buch geschrieben, welches sich scheinbar an den gebildeten Laien wendet, das jedoch einige profunde Kenntnisse voraussetzt, um es in den richtigen Bezugsrahmen einordnen zu können.




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