Philosophie Magazin -- 06/2018

Umschlagfoto,Philosophie Magazin, 06/2018, InKulturA Von der Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen und bis auf wenige Ausnahmen auch von den Medien als für nicht berichtenswert eingestuft, findet derzeit der Höhepunkt der vier Jahre dauernden Reise der japanische Raumsonde Hayabusa2 in Richtung des Asteroiden Ryugu statt. Am 3. Oktober setzte der mitgeführte Lander MASCOT auf dessen Oberfläche auf und sammelte dort für 17 Stunden Daten. Drei der sich im Lander befindenden Instrumente wurden vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt.

Was das mit der aktuellen Ausgabe des Philosophie Magazins zu tun hat? Eine ganze Menge, wird doch die provokante Frage gestellt, ob es, gerade in demokratischen Gesellschaften, überhaupt der Eliten bedarf. Die Tatsache, dass nahezu niemand von der erfolgreichen Mission nach Ryugu informiert wurde, zeigt, dass wir ein Elitenproblem haben, genauer gesagt, wir setzen auf die falschen Eliten.

Ein Blick in die Zeitungen oder ins Fernsehen macht deutlich, welche Definition von Elite unsere Gesellschaft hat. Sex, Drogen und Fußball. Politische und wirtschaftliche Aufreger, die einen Tag später schon wieder aus dem Fokus der Aufmerksamkeit verschwunden sind und neuen Schlagworten Platz machen müssen.

Elite ist derzeit ein negativ konnotierter Begriff, der, in Verbindung gebracht mit dem schwindenden Supremat der „dirty white old men“, zusammen mit dem aktuellen Zeitgeist unter dem Banner einer vermeintlichen Demokratisierung eine Nivellierung der Gesellschaften betreibt. Dabei, Wolfram Eilenburger drückt es in seinem Beitrag kämpferisch aus, sind die Menschen hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Begabungen eben nicht gleich und nur das eine Prozent der Herausragenden sichert den Fortbestand der menschlichen Rasse.

Norbert Bolz bringt das Dilemma des Elitenbashings genau auf den Punkt: “Neben den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften haben sich die Gefälligkeitswissenschaften etabliert, die den Studenten das politisch korrekte Denken beibringen, ohne dass dabei akademische Leistungen erbracht werden müssten.“

Brauchen wir also Eliten? Natürlich, aber andere als die gegenwärtig sich dafür haltenden.

Norbert Bolz und Barabara Bleisch diskutieren die Frage, ob und was wir unserer Familie schulden. Schuld verstanden als irgendwann zu begleichende Rechnung gegenüber Kindern oder Eltern, holt einen, so die tiefe Erkenntnis von Bolz, auch wenn man alles unternimmt um sie zu verdrängen, spätestens auf den Friedhof ein.

Ist die Vipassana-Meditation für gestresste und zivilisationsverdrossene Menschen aus dem Westen die richtige Methode bei der Suche nach der inneren Mitte? Jack Fereday hat einen Selbstversuch unternommen und stellt Überraschendes fest.

Simone Weil und ihr Begriff der Verwurzelung ist der „Klassiker“ dieser Ausgabe und eine vertiefende Lektüre des Werks dieser eigenwilligen Denkerin lohnt sich hinsichtlich des aktuellen Globalisierungsfetischismus, der im Menschen nur noch billige Humanreserven für die Profitmaximierung sieht.





Veröffentlicht am 7. Oktober 2018