Philosophie Magazin -- 05/2014

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, InKulturA „Woher weiß ich, was ich will?“ Diese gerade in Hinsicht auf die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung interessante Frage stellt das Philosophie Magazin in seiner August/September Ausgabe. Dahinter steht nichts weniger als die Frage nach dem freien Willen des Menschen. Gibt es ihn wirklich oder ist er nur der Wunsch einer Spezies, die sich nicht damit abfinden will, dass die menschlichen Handlungen, ja das gesamte menschliche Denken nur das Ergebnis von im Gehirn ablaufenden chemischen Reaktionen sind?

Damit aufs engste verknüpft ist die Frage nach der Authentizität des eigenen Lebens. Will ich ausgerechnet dieses Leben führen oder nicht viel lieber ein vollkommen anderes? Pflichten, Erwerbstätigkeit, aber auch Beziehungen erfordern, wird diese Frage gestellt, geradezu eine andere Perspektive der Introspektion.

Gerade in der modernen Welt der permanenten Kommunikation, die mit ihren unentwegten App-Attacken bei Menschen mit wenig gefestigten Selbstwertgefühl Dauerkrisen auslöst, steht über allen gesellschaftlichen Aktionen die Frage, ob nicht das Gras auf der anderen Straßenseite immer etwas grüner ist.

„Gibt es ein gutes Vergessen?“, diese in Deutschland etwas provokante Frage, war das Motto einer Diskussion zwischen Martin Walser und Aleida Assmann, die, geschuldet der Kürze der Zeit – der Dialog fand auf der diesjährigen phil.COLOGNE statt – keine eindeutige Antwort ergab. Zu sehr war Martin Walser damit beschäftigt, seine vom erlaubten Bewältigungskonsens abweichenden Aussagen zu rechtfertigen.

Friedrich Nietzsche war da in Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben in seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen bereits einen wesentlichen Schritt weiter.

Überaus interessant der Artikel Gunnar Olsson, emeritierter Professor für Geographie, über die Gemeinsamkeiten zwischen Landkarten und Philosophie. Verortung ist der gemeinsame Nenner. So wie Karten unerlässlich sind, um die Außenwelt festzulegen, so bedarf es philosophischen Denkens, um die innere Orientierung zu gewährleisten.

Dazu passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge das Interview mit Christoph Ransmayr, der in allen seinen Romanen Menschen im Spannungsfeld distanzierter Leere beschreibt. „In der Fremde wird der Mensch neu geboren“, so bemerkt der Literat. Jeder, der sich diesem Experiment unterworfen hat, kann ihm nur zustimmen.

Abgerundet wird diese Ausgabe des Philosophie Magazin durch Buchvorstellungen, die es einmal mehr deutlich machen, dass man zu wenig Zeit hat, um alle kurz besprochenen Bücher auch zu lesen. Ich weiß, dass ich sie lesen möchte, doch leider hat der Tag nur 24 Stunden.