Buchkritik -- Sebastian Fitzek -- Passagier 23

Umschlagfoto, Sebastian Fitzek, Passagier 23, InKulturA Wer noch nie eine Kreuzfahrt unternommen hat, der wird sich nach der Lektüre des Romans "Passagier 23" von Sebastian Fitzek noch einmal genau überlegen, ob er seinen Fuß an Bord eines schwimmenden Hotels setzt. Immerhin betritt man dabei ausländisches Gebiet und ist, schlimmstenfalls, der Justiz des Landes unterworfen, unter dessen Flagge die Reederei fährt.

Martin Schwartz, Polizeipsychologe und verdeckter Ermittler, verlor vor fünf Jahren Frau und Sohn während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff "Sultan of the Seas". Obwohl er nie wieder seinen Fuß auf ein Kreuzfahrtschiff setzen wollte, bringt ihn der Anruf einer alten Dame, die auf besagtem Ferienschiff in einer Dauersuite wohnt, dazu, wieder an Bord dieses Schiffes zu gehen, um den Gerüchten des Hergangs des Todes seiner Familie auf den Grund zu gehen.

Sebastian Fitzek zieht in seinem neuen Roman wieder einmal alle Register des Thrillergenres und schießt manchmal arg übers Ziel hinaus. Dabei ist der Plot eigentlich spannend und bietet für einen Kriminalroman eine sehr gute Grundlage. Tatsache ist, dass jedes Jahr rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen verschwinden. Seit Anfang 2000 sind laut Erhebungen des kanadischen Soziologieprofessors Ross A. Klein 159 Passagiere und Crewmitglieder über Bord gegangen und nur 33 konnten gerettet werden. Auf hoher See verlieren sich ihre Spuren und niemand hat sie jemals wiedergesehen, geschweige die Umstände ihres Verschwindens aufgeklärt.

Diese Tatsache hat den Autor bewogen, einen Thriller über das Verschwinden von Menschen auf Kreuzfahrtschiffen zu schreiben, der, temporeich und spannend erzählt, doch etwas zu sehr an Hollywood-Drehbücher erinnert, die gerne immer noch einen Handlungsfaden oder eine Person einschieben, um den Zuschauer vollends zu verwirren.

Diesem Rezept folgt leider auch Sebastian Fitzek, der aus der Suche des durch das Verschwinden seiner Familie aus der Spur geratenen Martin Schwartz eine aberwitzige Jagd durch die Decks des Schiffs macht. Todessehnsüchtig arbeitet er weiterhin als verdeckter Ermittler und scheut weder Risiken noch Gefahren. Müßig zu erwähnen, dass er auch an Bord der "Sultan of the Seas" nicht nur einmal in Gefahr gerät, sein Leben zu verlieren.

Trotz der Schwächen des Romans, die an vielen Stellen für eine eher unfreiwillige Komik sorgen, dürfte "Passagier 23" bei den Fans von Sebastian Fitzek wieder einmal gut ankommen, zumal er es auch bei seinem neusten Roman wieder versteht, die Leser mit überraschenden Wendungen zu begeistern.




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Veröffentlicht am 31. Oktober 2014