Buchkritik -- Terry Jones -- Alan Ereira, Die Kreuzzüge

Umschlagfoto  -- Terry Jones  --  Alan Ereira, Die Kreuzzüge Literatur über die Kreuzzüge, verfasst von Historikern, gibt es viele. Alle streng nach den Regeln der Wissenschaft geschrieben. Sie alle verbindet der wissenschaftliche Ernst, die inhaltliche Strenge und das vermeintliche Wissen darum, wie Geschichte "gemacht", bzw. wie der Ablauf der Historie vonstatten geht.

Die Formel dafür ist bekannt: Man nehme eine Person X und eine Jahreszahl Y, bringe beide zusammen und schon ist ein historisches Ereignis da. Doch der Lauf der Geschichte ist mehr als nur die Abfolge von Kaisern, Königen und Feldherren. Zur Geschichte gehören auch alle die, deren Leben unmittelbar davon betroffen wird. Schon in der Besprechung des Buches von Dieter Breuers Sterben für Jerusalem, habe ich auf diese Tatsache verwiesen. Was wäre Columbus ohne seine Matrosen gewesen, Napoleon ohne das französische Volk und Politiker ohne ihre Wähler?

Nicht einzelne, sondern immer nur eine Symbiose aus allen an der Geschichte beteiligten, machen den historischen Ablauf aus. Das dem Einzelnen mal mehr Bedeutung zukommt und mal weniger ist offensichtlich. Doch niemals passiert Geschichte nur durch ein einzelnes Individuum. Diese Einzelnen sind Menschen mit allen ihren Stärken und Schwächen. Hierin unterscheiden sie sich niemals von denen, über die sie herrschen, befehlen, oder von denen sie gewählt wurden.

Das Buch von Terry Jones (Terry Jones??? Richtig, der von Monty Python) und Alan Ereira über die Kreuzzüge jedenfalls räumt mit dem Vorurteil darüber auf, das Führergestalten bessere Menschen sind. Mit Glaubensmotiven verklärt, dienten die Kreuzzüge ausschließlich dem materiellen Erwerb. Die Kreuzzüge als innereuropäische Maßnahme zur Disziplinierung der Massen, die eine zunehmend kritische Distanz zur römischen Machtkirche hatten.

Die Autoren verstehen es mit Witz und Klarheit die Geschichte der Kreuzüge zu erzählen. Hinter dem Mythos dieser Glaubenskriege holen sie die traurige Wahrheit hervor. Sie zeigen, daß hinter vielen anscheinend großen Ideen nur Habgier, Mordlust und Intoleranz stehen. Sie entlarven die Kreuzzüge als Tarnung für unverhohlenes Besitzstreben der zweitgeborenen Kinder von Adligen, die nach damaligem Recht keinen Anspruch auf das Erbe ihrer Familie hatten.

Gut geschrieben und reichlich mit zeitgenössischen Bildern ausgestattet, ist dieses Buch eine gute Lektüre für alle diejenigen, welche einmal die andere Seite der Geschichte kennenlernen wollen.




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