Schatzsuche einmal anders. Keine Kiste mit Golddublonen einer im Meer versunkenen spanischen Galeonen, keine in Gräbern versteckten Diamanten oder mystische Offenbarungen. Es geht um Geld, viel Geld, aber immer noch schnöder Mammon, den der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Gregory Hollister versteckt haben soll.
So jedenfalls stellt es die Schwester des Verstorbenen dem Finanzforensiker, vulgo Privatdetektiv Ed Dante dar und beauftragt ihn mit der Suche nach den möglichen Milliarden. Die Crux an der Sache ist nur, es handelt sich um virtuelles Geld. Digitale Währung, Bit-, Shit- und andere Coins, versteckt und mit Passwörtern gesichert auf USB-Sticks oder Festplatten.
Kein leichter Job für Ed, der einst, in guten Tagen, einer war, der mitten im Finanzkapitalismus an den Rädchen drehen sollte, damit vor den Augen der Öffentlichkeit alles seine Ordnung hatte. Ging leider schief und jetzt verdient er seine Brötchen mit kreativer Steuerprüfung und der Suche nach versteckten Moneten.
Tom Hillenbrand hat da einen fulminanten Roman, vom Verlag etwas marktschreierisch als Thriller beworben, geschrieben, der, passend zum Hype digitaler Währungen, nicht zuletzt angefeuert durch einen Hersteller von Batterie betriebenen Hochpreisfahrzeugen, eine Szene schildert, deren zumeist junge, trendige und nerdige Akteure sich im Glauben befinden, die Welt, also die finanzielle, besser und sicherer zu machen, indem sie den Notenbanken die Kontrolle über die Währungen entziehen.
Merke: Wenn es um Geld, viel Geld geht, sind alle Menschen gleich gepolt. Es darf ruhig etwas mehr davon sein. Digital? Scheißegal! Hauptsache reichlich davon.
Was mich wieder zurückführt zu Dantes Auftrag, die Millionen oder Milliarden – die Schätzungen schwanken etwas – aufzuspüren. Das jedoch gestaltet sich schwierig, denn der Verstorbene hat Videobotschaften hinterlassen, welche die Herzen der Fangemeinde der Vereinigten Coiner höher schlagen lassen, weil darin angeblich Hinweise auf den Ort enthalten sind, wo der vermeintliche Schatz gefunden werden kann.
„Montecrypto“ ist ein spannend geschriebener Roman, der in Gestalt des halb zynisch, halb desillusionierten Ed Dante und der Bloggerin Mondego so manche Lebenslüge der ...coin-Gemeinde enttarnt, denn es geht im Endeffekt immer nur um Money, viel Money und noch mehr Money.
Apropos Money, „that makes the world go round“: Natürlich sind auch andere, staatliche Akteure hinter den Moneten her, denn es stellt sich heraus, dass Gregory Hollister einen Plan verfolgt. Einen Plan, der das Zeug zu einem globalen Kollaps des Finanzsystems hat. Der wird natürlich in einem etwas aus dem Rahmen fallenden Showdown verhindert. Ende gut, alles gut?
Es sei jedoch für diejenigen Leser, die bislang unbefleckt von Wissen über digitale Währungen geblieben sind, angeraten, ein Lexikon parat zu halten, um bei Bedarf diese Lücken zu füllen.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 19. Mai 2021