Buchkritik -- Roberto de Mattei -- Die Türkei in Europa

Umschlagfoto  -- Roberto de Mattei  --  Die Türkei in Europa Die aktuelle Krise des Euro und die Staatsverschuldungen diverser Mitgliedsländer haben dazu geführt, dass der von der Türkei mit aller Macht angestrebte Beitritt zur Europäischen Union etwas aus dem Fokus der allgemeinen Wahrnehmung verschwunden ist. Dabei ist die Beantwortung der Frage, ob die Türkei als Vollmitglied in die EU aufgenommen werden soll, so dringend wie niemals zuvor.

Roberto de Mattei hat in seinem Buch Die Türkei in Europa - Gewinn oder Katastrophe? eine Antwort darauf gegeben. Nach einem kurzen Überblick über die türkische Geschichte, die über die Jahrhunderte eine Konstante aufweist, nämlich die expansionistischen Bestrebungen einer für Kerneuropäer nicht nachvollziehbaren pantürkischen Utopie, welche sich derzeit als Gebärfreudigkeit der zweiten und dritten Einwanderergeneration manifestiert, kommt der Autor auf die wesentlichen Probleme zu sprechen, die sich aus einem Beitritt der Türkei zur Europäischen Gemeinschaft ergeben würden.

Für Mattei ist es erwiesen, dass die von Kemal Atatürk erzwungene Trennung von Staat und Kirche immer mehr aufgeweicht wird. So sind zahlreiche Amtsinhaber der türkischen Regierung, allen voran Ministerpräsident Erdogan und Staatspräsident Gül, deren Frauen und Töchter in der Öffentlichkeit das Kopftuch tragen, ausgewiesene Islamisten. Man kann mit Roberto de Mattei süffisant fragen, wie es denn um die Trennung von Islam und Politik bestellt ist, wenn die ersten beiden Männer des Staates ihren Glauben derart selbstbewußt demonstrieren.?

Dieses führt zu einem weiteren vom Autor angesprochenen Problem. In der EU herrscht Religionsfreiheit, d. h. jeder Glaubensrichtung wird die Ausübung gestattet. Ganz anders sieht die Realität in der Türkei aus. Christen klagen über Verfolgung und die Behinderung bei der Ausübung ihres Glaubens. Von zahlreichen Berufen sind die Vertreter anderer Religionen ausgeschlossen und nicht selten sind sie Opfer fanatischer Islamisten.

Wirtschaftlich und dies ist ein weiterer wichtiger Punkt in der Untersuchung des Autors, ist die Türkei weit davon entfernt, europäischen Standards folgen zu können und wäre aufgrund dessen ein weiterer Empfänger von Millionen von Euro, deren Verwendung, im EU Jargon heißt das Subvention, bereits in den Mittelmeerstaaten der EU mehr als fraglich ist.

Die Türkei forciert aktuell ihre Bemühungen um einen Beitritt zur EU und sollte sie damit Erfolg haben, dann werden sich auch die politischen Verhältnisse in den Ländern der EU dramatisch verändern, in denen bereits jetzt ein großer Prozentsatz an türkisch-stämmigen Menschen wohnt. Die anstehenden Probleme, die bereits akut einer Lösung bedürfen, wie z. B. mangelnde Sprachkenntnisse und Gettobildung in den Innenstädten, würden sich weiter verschärfen.

Es ist kein Geheimnis, so Mattei, dass führende Islamisten das Ziel verfolgen, aus Europa eine den islamischen Regeln, der Scharia, unterworfene Region zu machen. Die Zeichen dafür stehen zur zeit günstig. Nicht nur aufgrund der Geburtenzahlen türkischen Frauen, sondern auch weil den EU Politikern die Wichtigkeit einer gesamteuropäischen Identität abhanden gekommen zu sein scheint. So findet sich im Vertrag von Lissabon, der im Jahr 2007 - nicht von den Bürgern - beschlossen wurde, kein Hinweis mehr auf die christlichen Wurzeln und die daraus resultierenden Werte Europas.

Dem türkisch-islamischen Expansionsdrang kommt dieser selbst gewählte Verzicht sehr gelegen. Geschickt verstehen es die Vertreter der türkischen Beitrittsforderung, dazu gehören leider auch deutsche Politiker, aus der Kritik an innertürkischen Zuständen und den Hinweisen auf die Nichterfüllung von Beitrittskriterien den Vorwurf der Islamfeindlichkeit zu machen.

Die Analyse von Roberto de Mattei ist korrekt: Ein Beitritt der Türkei zur Europäischen Union wäre eine Katastrophe.

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