Buchkritik -- Martin Zels -- Die vorderen Hände

Umschlagfoto, Buchkritik, Martin Zels, Die vorderen Hände, InKulturA Es liegt was in der Luft. Die Stadt, Wien, und das Land quält eine Hitzewelle. Das Leben nimmt noch seinen gewohnten, wenn jetzt auch zähen Verlauf. Business as usual und warten auf bessere Zeiten, die Krise aussitzen und hoffen, vom sich ankündigenden Gewittersturm nicht fortgeweht zu werden?

Mittendrin der Meisterkoch Anton Roggen, der von seinen Freunden, die jetzt nur noch Geschäftspartner sind, verraten und, in Zusammenspiel mit der städtischen Gesundheitsverwaltung, über den Tisch gezogen wurde. Zusammen mit Darius Pettrich, Dichter, Poet und Aktivist und der Dirigierstudentin Karla Manhardt, deren bester, einziger und richtiger Freund die Stimme aus ihrem Klavier ist, pflegen die drei eine eigenwillige ménage à trois, die, was zumindest die beiden Männer betrifft, auf ein Ereignis ungeheurer Tragweite zusteuert.

Darius und die Bobo Jager, eine lockere Gruppe aus verspielten Anarchisten, die mit Naivität und gleichzeitig ehrlichem Bemühen um eine andere, bessere Welt ringen – theoretisch –, wollen im Rahmen eines vor der Öffentlichkeit geheim gehaltenes Dinner von anonymen VIPs, man darf annehmen hochgestellte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, eine spektakuläre Performance durchführen, die jedoch die ohnehin angespannte Atmosphäre in Wien eskalieren lässt.

Koch, Literat und Dirigentin, allesamt Künstler, Spezialisten in ihrem jeweiligen Metier, versuchen aus einem angespannten Dreiecksverhältnis heraus, sich im zunehmendem Wahnsinn einer aus den Fugen geratenen Welt zu verorten. Sie sind gleichsam die letzten, „die vorderen Hände“, denen schmerzhaft bewusst wird, dass sie am Ende einer Ära stehen, in der es nicht gelungen ist, das Erbe verantwortungsvoll zu nutzen, sondern man das Kapital, die Möglichkeiten und Ressourcen durch die Finger hat rinnen lassen.

Vielleicht, Martin Zels deutet es zum Schluss an, müssen die vorderen Hände wieder zu den hinteren, den ersten werden, zu denen, die erneut ein Fundament, an anderes, vielleicht besseres legen.




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Veröffentlicht am 22. April 2021