Buchkritik -- Sven Regener -- Magical Mystery

Umschlagfoto, Sven Regener, Magical Mystery, InKulturA Es gibt Bücher, die, bei allem Respekt für die Bemühungen des Autors, beim Leser einen Fluchtreflex auslösen, dem zu widerstehen der äußersten Willensanstrengung bedarf. Solch ein Buch ist leider auch der Roman Magical Mystery von Sven Regener. Es ist schon ein wahres Kunststück, die Leser auf über 500 Seiten mit, ja mit was eigentlich?, zu langweilen.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Karl Schmidt ist wieder da. Nach Jahren der selbstgewählten Verbannung - und einem Drogenentzug - ist er wieder in Hamburg, trifft einen alten Freund, der ihn überredet, für die inzwischen gut situierten Kumpels eine Tournee - sie legen Platten auf - durch Deutschland zu managen. Karl wird, fast wider Willen zum Faktotum, zum Mädchen für alles. Er fährt das Equipment, kümmert sich um die Auftritte, sorgt für die Hotelzimmer und soll, so die Planung, der nüchterne gute Geist der Tour sein.

Au Backe, das ist arg wenig, was da von Sven Regener dem Publikum aufgetischt wird. Ein bisschen Hippster, ein wenig nostalgisches Hippieflair, jedenfalls eine ganze Menge Sehnsucht nach der verschwundenen Zeit. Dazwischen mordsmäßiges Gesaufe, Jointvernaschung en masse, Fummelsex, und, nicht zu vergessen, zwei Meerschweinchen. Was haben wir wieder gelacht!

Du meine Güte, wenn das die deutsche Gegenwartsliteratur sein soll, dann ist dieses Land wirklich auf den Regener gekommen. Platte Witze und reichlich belangloses Gelaber. Ausschließlich die Freunde der I-Verlängerung kommen auf ihre Kosten. Alles Supi? Nichts ist Supi!

Eines muss man dem Autor lassen: Er versteht es, aus nichts noch mehr nichts zu machen. Es ist schon fast wieder bewunderungswürdig, wie er es durchhält, auf 500 Seiten nichts, aber auch rein gar nichts rüberzubringen.

War Sven Regener nicht einer derjenigen, der sich über die Raubkopierer, die seine "Werke" zum, zugegeben, illegalen Download ins Netz stellen, aufgeregt hat, dass man fast Angst um seine Brötchen, die er sich dann nicht mehr leisten könnte, hatte?

Die Sorge muss er bei seinem "Roman" Magical Mystery nicht haben. Der ist eher eine Verschwendung von Downloadkapazität und Lebenszeit. Da lese ich in Zukunft doch lieber die gefühlt sechste Autobiographie von Boris Becker.




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