Buchkritik -- Leopold Hnidek -- Die erste Stadt

Umschlagfoto, Buchkritik, Leopold Hnidek, Die erste Stadt, InKulturA Die Welt steht am Abgrund, doch das weiß nur Djamil, ein alter und hochgeehrter Tuareg. Als sich auf Satellitenfotos eine von Wanderdünen freigegebene Stadt in der Sahara zeigt, stehen die Geheimdienste der westlichen Welt vor einem Rätsel, sind die Ruinen doch über achttausend Jahre alt, stammen also aus vor-biblischer Zeit. Die Experten sind ratlos, denn niemand kann sagen, welche Kultur dieses Zeugnis ihrer Existenz hinterlassen hat.

Der Mossad, die CIA und der MI6 entsenden jeweils Fachleute, die die Ruinen untersuchen sollen und dabei die Frage nach den bislang unbekannten Erbauern zu beantworten. Doch, als wenn eine fremde Macht eben dieses verhindern will, alle Gruppen scheitern mehr oder weniger. Die israelische bleibt bereits früh auf der Strecke und auch die Forscher der CIA, die fast alle bei einem von Unbekannten verübten Anschlag ums Leben kommen und der MI6, die ein Katz- und Mausspiel miteinander treiben, können keine befriedigenden Antworten liefern.

In der Wüste treffen zwei Welten aufeinander. Die Hochtechnologie des sog. Westen und die auf Überlieferung und Tradition beruhende Kultur eines Wüstenvolks. Leopold Hnidek erzählt in seinem Roman eine Geschichte von Veränderung und gleichzeitiger historischer Kontinuität. Djamil ist sich bewusst, dass die Welt, die er kennt, bald nicht mehr existieren wird. Raschid, dessen Urenkel lebt bereits „mit Autos und GPS-Navigation“, die sich jedoch bei den ausgesandten Forschergruppen als weitestgehend nutzlos erwiesen haben, denn zum Erreichen ihres Ziels sind sie auf die Hilfe erfahrener Karawanenführer angewiesen. Trotzdem weiß Raschid jedoch tief in seinem Inneren, dass, wie der Autor es ihm in den Mund legt, „Nichts, aber auch gar nichts von allem, was die Tuareg ausmacht, verloren gehen darf.“

Es sind die sich am Horizont abzeichnenden Katastrophen, nicht zuletzt der Klimawandel, der unweigerlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen um Ressourcen führen wird, die die westliche Welt, die zum Funktionieren auf Hochtechnologie angewiesen ist, zerstören werden. Überleben werden hauptsächlich Kulturen, die sich ihrer Geschichte, ihrer Generationen übergreifenden Kontinuität und ihres historischen Wissens sicher sind.

„Die erste Stadt“ ist ein stimmiger Roman über die faszinierende Kultur der Tuareg, mystische Prophezeiungen und einer Welt, die vor Hausforderungen steht, deren Bewältigung fraglich ist.




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Veröffentlicht am 22. April 2019