Buchkritik -- Donna Leon -- Geheime Quellen

Umschlagfoto, Buchkritik, Donna Leon, Geheime Quellen, InKulturA Wer einen Kriminalroman von Donn Leon liest, der erhält gleich zwei Dinge. Erstens, einen leidlich spannenden Fall des inzwischen doch etwas in die Jahre gekommenen Commissario Brunetti, der mit viel Melancholie angesichts menschlicher Schwächen den Tätern auf die Spur kommt.

Zweitens, und viel wichtiger ist die Tatsache, dass der liebenswerte Ermittler die Stimme der Autor zu sein scheint, die an den typisch venezianischen, oder sollte man sagen, italienischen Momenten verzweifelt.

Schlamperei und Schluderei der Behörden, Brunettis Arbeitgeber eingeschlossen, Korruption in Wirtschaft und Politik, unfähige Vorgesetzte und mittendrin der venezianische Don Quichotte, der an seinem Wissen um die Verhältnisse leidet, jedoch mitspielt, mitspielen muss, weil ihn mit der Serenissima eine seltsame Hassliebe verbindet.

Wenn dann auch noch ein Jahrhundertsommer die Stadt heimsucht, die bereits unter zu vielen Touristen und Kreuzfahrschiffen leidet, dann bleibt nicht mehr viel Zeit für einen Kriminalfall. Dieser muss jedoch gelöst werden, denn auf dem Sterbebett erzählt eine Mutter von zwei Töchtern, dass ihr Mann keinem Unfall zum Opfer fiel, sondern einem Verbrechen.

Brunetti hat gegenüber den Aussagen der Ehefrau zwiespältige Gefühle, denn die Schwerkranke steht unter dem Einfluss starken Medikamente. Doch nach und nach, nicht zuletzt durch das Drängen seiner jungen neapolitanischen Kollegin beginnt er zu ermitteln.

Dabei kommen die beiden einem Umweltskandal auf die Spur, der durch eine der vielen speziellen venezianischen Spielregeln verursacht wurde – Korruption. Leider werden von Donna Leon nicht alle losen Enden miteinander verknüpft, denn ich hätte schon gerne gewusst, was es mit den beiden Roma-Mädchen in deren Kontakt zu einem hohen Vorgesetzten des Ermittlers auf sich hat.

Zugegeben, Guido Brunetti ist eine sympathische Figur, deren hin und wieder auftretender Schwermut treffend das morbide Ambiente dieser dank des Massentourismus wohl dem Untergang geweihten Stadt aufzeigt. Ob das allerdings für einen spannenden Kriminalroman ausreicht, darf bezweifelt werden.

Trotzdem freue ich mich bereits auf den nächsten Fall des Guido Brunetti. Oder vielleicht gerade deswegen?




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 1. Juli 2020