Buchkritik -- Tom Hillenbrand -- Der Kaffeedieb

Umschlagfoto, Tom Hillenbrand, Der Kaffeedieb , InKulturA Europa am Ende des 17. Jahrhunderts. Frankreich ist eine absolutistische Monarchie, regiert vom Sonnenkönig. Die Weltwirtschaftsmacht Holland wird im Geheimen von der VOC, der Niederländischen Ostindien-Kompanie beherrscht und das neue Modegetränk Kaffee ist sprichwörtlich in aller Munde und lässt in den Großstädten Europas die Kaffeehäuser wie Pilze aus dem Boden schießen.

Diese sind, entgegen den herrschenden gesellschaftlichen Grenzen, für jedermann offen und sorgen durch regen Informationsaustausch und Kritik an den politischen Verhältnissen für eine langsame Veränderung der Gesellschaft. Kein Wunder, dass sich in diesen Treffpunkten auch die Spione der Herrschenden ein Stelldichein geben.

Kaufleute und Philosophen, Naturforscher und Atheisten, sie alle tummeln sich in den Kaffeehäusern und auch Obediah Chalon, ein Virtuosi und Glücksritter ist dort ein gern gesehener Gast. Er steht mit den führenden Intellektuellen Europas in regem brieflichem Kontakt und, als verarmter Adelsspross, hält sich mit Betrügereien und Fälschungen über Wasser. Als eine seiner Aktivitäten scheitert gerät er in die Fänge der VOC. die, im Gegenzug für seine Freiheit, einen waghalsigen Coup verlangt, der ihn ebenfalls ins Visier der damaligen englischen und französischen Geheimdienste bringt.

Der Anbau und der Handel mit dem Modegetränk Kaffee wird unter osmanischer Kontrolle geführt und die VOC will dieses Monopol zu ihren Gunsten, also durch Diebstahl von Kaffeesetzlingen, aufbrechen. Hier kommen "Obediah´s six" ins Spiel. Ein Seemann, eine hübsche Betrügerin, ein Botaniker, ein verfolgter Hugenotte, ein Naturphilosoph und der illegitime Sohn des Sonnenkönigs und Meisterdieb sollen diese Tat vollbringen und der VOC zukünftige Profite garantieren.

"Der Kaffeedieb" von Tom Hillenbrand ist ein historischer Romans, der, überaus gründlich recherchiert, sich auf der Höhe damaligem Wissensstandes befindet und mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Zeit einen Coup inszeniert, der den Leser durch seine Raffinesse und Komplexität überzeugt.

Leider, und das ist ein bedauerlicher Manko dieses ansonsten hervorragenden Romans, verliert Hillenbrand zum Schluss das Interesse an einigen seiner Hauptakteure und deren Schicksal bleibt ungewohnt rätselhaft.




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Veröffentlicht am 27. März 2016