Buchkritik -- Jonas Jonasson -- Die Analphabetin, die rechnen konnte

Umschlagfoto, Jonas Jonasson, Die Analphabetin, die rechnen konnte, InKulturA Die Welt ist ein Tollhaus, das, getarnt als Narrenschiff auf dem die kommandierenden Offiziere Idioten und Versager sind, die Mannschaft aus Vollpfosten besteht und angesichts der angewandten Dummheit nur wenig Grund zur Hoffnung besteht, durch ein Universum des permanenten Irrsinns segelt.

Nombeko Mayeki, die Titelheldin, wächst in einem südafrikanischen Slum auf und ist die rechte Hand des Chefs einer Latrinenaushubbrigade, eines Betriebs, der Scheiße beseitigt. Sie ist (vorerst) Analphabetin, besitzt jedoch eine schnelle Auffassungsgabe und verfügt über eine brillante Kopfrechenfähigkeit und Jonas Jonasson macht sie zur zentralen Figur seines neuen Romans "Die Analphabetin, die rechnen konnte".

Der wiederum orientiert sich fast eins zu eins an seinem Vorgänger, in dessen Mittelpunkt ein kauziger Hundert-Jähriger stand, der mit viel liebevoll erzählter Raffinesse den Gang der Weltgeschichte geprägt hat.

Doch, wie das nun einmal schnell mit Nachfolgeromanen geschehen kann, ist "Die Analphabetin, die rechnen konnte" leider nur ein überaus müder Klon seines Vorgängers. Natürlich ist er witzig geschrieben und sprüht nur so von Ideen. Da genau liegt jedoch auch die große Schwäche des Romans.

Jonasson will hier immer noch einen draufsetzen und verliert sich dabei in Klamauk und Effekthascherei. Es ist mehr als zu viel des Gutes, was der Autor seinen Lesern da anbietet. Natürlich spielt er wieder gekonnt mit historischen Anspielungen. Südafrikas Apartheitspolitik und die Entwicklung einer eigenen Atombombe mit der Hilfe Israels. Gegen dieses Schurkensystem, in dem ein Ingenieur "eine ganze Kognakindustrie allein am Leben halten konnte" ist Schweden, in dem Nombeko Asyl sucht, natürlich ein gemütliches Pflaster, zumal sogar der König sich nicht zu schade ist, die Ärmel hochzukrempeln und im Kreis seiner Untertanen, Verzeihung, Bürger, mal sich richtig die königliche Sau herauszulassen.

Ja, das ist witzig und nein, das macht nicht nicht immer Spaß beim Lesen. Ja, es gibt wieder reichlich kuriose Typen, so die drei chinesischen Schwestern, die alles so gut machen wollen und doch immer scheitern, und nein, die Vielzahl der irren Typen und irrwitzigen Situationen langweilen schnell durch ihre permanente Aneinandereihung.

"Die Analphabetin, die rechnen konnte" ist wohl als Fortsetzung eines Erfolgskonzepts konzipiert und lässt weitere gleichgestrickte Romane befürchten.




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Veröffentlicht am 30. November 2013