Buchkritik -- Wolfgang Promies -- Lichtenbergs Hogarth

Umschlagfoto  -- Wolfgang Promies  --  Lichtenbergs Hogarth William Hogarth und Georg Christoph Lichtenberg; ein geniales Team. Wolfgang Promies hat in dem Band Lichtenbergs Hogarth diese beiden, den gnadenlosen Spötter Lichtenberg und den nicht minder gnadenlosen Satire-Zeichner Hogarth in einem Buch vereint. Herausgekommen ist ein Werk, das in keiner guten privaten Bibliothek fehlen sollte.

William Hogarth, der es wie kein zweiter verstand, seine Zeit und ihre (Un)Sitten in Bildern zu fassen, hielt der englischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts einen Spiegel vor, in dem sie sich betrachten konnte. Natürlich überspitzt und bewußt pointiert, legte er seine Bilder an. Es spricht für die englische Gesellschaft dieser Zeit, das seine Bildern regen Absatz fanden. Sowohl im In- als auch im Ausland.

Lichtenberg dagegen war ein Meister der sprachlichen Satire. Seine Urteile waren von den einen gefürchtet und von den anderen geliebt. Er war Hochschullehrer und ein aktiver Beobachter und Kommentator des gesellschaftlichen Lebens seiner Zeit. Durch mehrmalige Reisen nach England kam er in Kontakt mit den Bildern Hogarths und verfasste dazu seine Kalender-Erklärungen.

Gerade in der heutigen Zeit, in der es mehr um Schein als um Sein geht, sind die Bilder von Hogarth und die Kommentare von Lichtenberg aktueller denn je. Es mögen sich die herrschenden gesellschaftlichen Zustände verändert haben, es mögen sich die politischen Verhältnisse verändert haben und es mag ein Zustand eingetreten sein, den wir Demokratie nennen, doch die menschliche Psyche ist sich treu geblieben. Vorteilssuche, Eitelkeit, Macht- und Gewinnstreben, Egoismus, Habgier, etc., all das bestimmt immer noch das alltägliche Leben. In diesem Sinn sind Lichtenberg und Hogarth auch mehr als zweihundert Jahre später immer noch modern.

Dieser Band sollte einen Ehrenplatz in jeder Bibliohek bekommen. Nicht zuletzt deshalb, weil wir immer wieder Facetten von uns selber darin erkennen können.




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