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Buchkritik -- Mike Nicol -- Hitman

Umschlagfoto, Buchkritik, Mike Nicol, Hitman, InKulturA Kapstadt hat drei Gesichter. Es gibt die weltberühmte Naturschönheit, den künstlichen Glamour und das Licht der Oberfläche gegenüber der dunklen Unterwelt der Kriminalität und Banden, aber dann gibt es noch eine Dritte: die Schattenwelt geheimer Staatsorganisationen, Spione, politischer Geheimdienste – die Machtspiele von denjenigen mit Autorität und Einfluss. Wenn sich diese drei begegnen, verschwimmen die Grenzen und die Schatten drohen sowohl Licht als auch Dunkelheit zu verschlingen.

Es beginnt mit einem scheinbar alltäglichen Verbrechen im Jahr 2018, mit der Leiche einer Frau, die von Kindern in den Dünen von Strandfontein gefunden wurde. Bald jedoch eskalieren die Ereignisse. Mehrere tödliche Schießereien und diverse Opfer. Ein umstrittener populistischer Politiker wird vor dem Parlamentsgebäude erschossen. Ebenso sein Stellvertreter in Begleitung eines exklusiven Begleiters, ein Kabinettsminister, der ein Sicherheitsgelände verlässt und ein hochrangiger Polizist.

Bartolomeu (Fish) Pescado, Surfer, Unternehmer für Cannabisprodukte und auch Privatdetektiv, wird von der Witwe des ermordeten Polizisten damit beauftragt, die wahren Umstände dessen Todes herauszufinden, und setzt damit eine unvorhergesehene Kettenreaktion in Gang, deren Echos bis ins Jahr 1986 zurückreichen. Fishs Aufgabe wird durch die Tatsache erheblich erschwert, dass seine Geliebte Vicky Khan nicht nur im Koma liegt und um ihr Leben kämpft, sondern auch Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit während ihrer Zeit beim Bureau of State Security birgt, die in der Gegenwart als Bedrohung für die staatliche Sicherheit gelten.

Die Geschichte politischer Attentäter entfaltet sich mit der Überraschung und Komplexität russischer Matroschka-Puppen. Charaktere erscheinen im Vordergrund, verschwinden im Hintergrund und tauchen wieder im Vordergrund auf.

Nicol nutzt verschiedene Techniken, um das Tempo des Romans durchgehend hoch zu halten und die Spannungslinie straff zu halten. Was zunächst ins Auge fällt, sind die besonders kurzen Sätze, die oft ohne das übliche Personalpronomen beginnen; kurze Kapitel (mit Ausnahme eines Kapitels in dem die Erzählung in der dritten Person durch die Einbeziehung von Dokumentationen und Memoranden unterbrochen wird); und blitzschnelle Zeitsprünge in die nahe und ferne Vergangenheit. Der Roman beginnt im Juni 2018, springt dann zu März 2018, Dezember 2017, November 2017, Mai 2018, zurück zu Juni 2018, dann zu August und September 2018. Die größten Zeitsprünge sind die in die Vergangenheit, in die Mitte der Achtzigerjahre.

Obwohl auch die Orte schnell wechseln, von den bürgerlichen Vororten der Kapstadt, den Freiheits- und Industriegebieten, der Westküste und dem Moordenaarskaroo bis nach Belgien und Schweden, handelt es sich bei dem erzählten Plot vor allem um den Großraum Kapstadt, der von der einzigartigen Art des Englischen geprägt und die genaue Beschreibung geografischer Szenen und die Einbeziehung von Umweltstereotypen wie den sogenannten Bergies und den Banden der Cape Flats.

Der Roman wird zu Recht als Kriminalroman eingestuft und vermarktet, in dem die Kriminalität im Mittelpunkt steht, gleichzeitig entspricht er aber auch der Definition des Politthriller-Genres.

Die Kraft der Spannungs- und Tempolinie wird nur einmal durchbrochen, nämlich als Fish einen imaginären Dialog mit seiner im Koma liegenden Freundin. Obwohl die Einbeziehung dieser Szenen in diesem Kontext nicht unrealistisch ist, wäre eine gekürzte Fassung wirkungsvoller gewesen.

Ein kleiner Wermutstropfen zum Schluss. „Hitman“ ist der fünfte und letzte Roman um das Duo Vicky/Fish.




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Veröffentlicht am 30. Juli 2024