• Veranstaltungen
• Reizthemen
• Videokritik
• Blog

• Literatur
• Philosophie
• Religion
• Geschichte
• Sachbuch
• Dies & Das
• Zeitgeist
• Oldies
• Neue Autoren
• Autoren A - H
• Autoren I - Z
• So wird bewertet

Buchkritik -- Hiob -- Ein Rebell bekommt recht

Diese Seite ist keine Kritik im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr der Versuch, sich dem Thema des Buches textimmanent zu nähern. Die Gestalt oder doch zumindest der Name sind wohl vielen Menschen bekannt. Die meisten davon werden auch wissen, was stellvertretend für Hiob steht.

Krankheit, Armut und Einsamkeit. Das sind die Dinge, die Hiob wie aus heiterem Himmel treffen. Ich lasse hier bewußt den biblischen Grund für Hiob Probleme unberücksichtigt, (es war bekanntermaßen eine “Wette” zwischen Gott und dem Teufel, die zum Ziel hatte, Hiobs Glauben an Gott zu erschüttern) denn es geht mir darum zu zeigen, wie schnell jede Existenz in ihrem Sein erschüttert werden kann. Die ontologische Dimension des Fallens, das Stürzens aus der, scheinbar, gewohnten Umgebung. Das Verschwinden des Lebensmodells, das bisher als unerschütterlich galt. Der Verlust eines nahestehenden Menschen, der Ausbruch einer schlimmen Krankheit, der unverschuldete Sturz in die Armut.

All das ist für den Menschen, der im seinem “normalen” Lebensprozeß steht, nicht nachvollziehbar. Solange es keine Unterbrechungen im individuellen Lebenszyklus gibt, hat das Individuum auch gar keine Veranlassung darüber zu reflektieren. Im Gegenteil, das permanente Nachdenken darüber würde den eigenen Lebensprozeß behindern.

Erst im Fall der Katastrophe tritt dieser Fall ein, dann stellt sich heraus, ob jemand stark genug ist, mit der Situation fertig zu werden, oder daran zugrunde zu gehen. Spott darüber verdient niemand. Kein Außenstehender kann darüber urteilen, ob das Leid zu groß, oder gerade noch zu ertragen sein. Nur der “aus der Bahn geworfene” kann dies ermessen. Das unspektakuläre, aber eindringlich und einfühlsam geschriebene Buch von Werner Reiser über Hiob hat mich nachdenklich darüber gemacht, ob nicht schon in der manchmal so belächelten “Normalität” ein Stück individuelles Glück steckt, welches wir nicht immer zu würdigen wissen.