Buchkritik -- Peter Scholl-Latour -- Lügen im Heiligen Land

Umschlagfoto  -- Peter Scholl-Latour  --  Lügen im Heiligen Land Peter Scholl-Latour ist einer der wenigen Journalisten, denen es immer wieder gelingt, von der eigenen Subjektivität abstrahierend, die Dinge real zu schildern. Immer bewußt, daß das Auge und der Verstand des Betrachters vom eigenen Erleben, aber auch von politischen Neigungen und Erfahrungen beeinflußt werden. Sein Buch Lügen im Heiligen Land stellt dies erneut unter Beweis.

Faktensicher sowohl in der Geschichte, als auch in der Gegenwart, unternimmt er den Versuch, das nahezu unentwirrbare Geflecht von politischen und religiösen Verbindungen und Interessen zu entwirren. Der Nahe Osten stellte zu allen Zeiten ein explosives Gemisch dar. Der Ursprung von drei Hochreligionen auf engstem Territorium sorgte immer wieder für Konflikte. Scholl-Latour, der lange Jahre diese Konfliktregionen bereiste, berichtet unvoreingenommen über die heutige Situation. Der Tenor des Buches ist trotz aller schon fast literarisch zu nennenden Prosa ein pessimistischer. Zu unterschiedlich sind die verschiedenen Interessen. Judentum, Islam und Christlicher Glaube sind mit dem Boden auf so schicksalhafte Weise verbunden, als das es gelingen könnte, den Nah-Ost-Konflikt zu einer für alle Beteiligten befriedigenden Lösung zu bringen.

Islam und Judentum selber zerfallen in unterschiedliche Richtungen und es fällt sogar einem profunden Kenner wie Scholl-Latour schwer, den Überblick zu behalten. Gleichzeitig stehen wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel. Der größte Teil der Erdölförderung der Welt kommt aus dem Nahen Osten und die USA sind nicht gewillt, ihren Anspruch darauf aufzugeben.

Wie so oft in der Geschichte, dient auch hier die Religion primär wirtschaftlichen Interessen. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dessen Sieger, der USA, ist ein Machtvakuum entstanden, das zunehmend vom islamischen Fundamentalismus gefüllt wird. USA-Israel-Saudi-Arabien auf der einen Seite und Irak-Syrien-Jordanien auf der anderen, werden noch lange ein Pulverfaß bleiben.

Die verfehlte Aussenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika sorgt einmal mehr für Unruhe in der Region. Das einseitige Festhalten an den Positionen Israels und das lange Gewährenlassen und die massive Unterstützung von Iraks Staatschef Hussein im Krieg mit dem Iran, hat nicht zu löschende Spuren hinterlassen. Peter Scholl-Latour ist weit davon entfernt Lösungen anzubieten, eine Eigenschaft die so manch einem Kollegen von Ihm fehlt, doch er weist auf das größte Probleme hin: Isreal und sein umstrittener Gebietsanspruch. Der Leser muß und wird sich seine eigene Meinung bilden.




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