Buchkritik -- Emil Hakl -- Acht Tage bis Montag

Umschlagfoto, Emil Hakl, Acht Tage bis Montag, InKulturA Jan, der Protagonist in Emil Hakls Roman "Acht Tage bis Montag" stellt ernüchtert fest,"Mein Innenleben ist das Einzige, wofür ich mich schäme. Dafür, dass es dort keinen Glauben gibt, keine Sicherheit, keine Philosophie, kein Feuer, keinen Aufruhr." Kann so ein Mensch, wirklich einen Mord begehen?

Jan ist Schriftsteller und hat eigentlich die Nase voll von seinen charakterschwachen Mitmenschen, mehr aber noch von einer Literaturindustrie, die mit seichten, aber gut verkaufbaren Werken den Massengeschmack bedient. Da kommt es gerade recht, dass sein Freund Fratze durch einen Spekulanten seine Wohnung verlieren soll. Damit ist für Jan, der eigentlich sein ruhiges Leben, seinen Balkon und geistige Getränke liebt, klar, dass etwas geschehen muss, dass er nicht länger tatenlos dem Treiben mehr oder weniger anonymer Mächte zuschauen darf, sondern die Initiative ergreifen muss.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn ein Mord muss, will man nicht erwischt werden und für lange Zeit hinter Gittern verschwinden, exakt geplant und kaltblütig ausgeführt werden. Da jedoch die Helden in Emil Hakl Romanen alles andere als knallharte und abgebrühte Typen sind, stellen diese Voraussetzungen eine nur schwer zu überwindenden Hürde dar.

Und so nimmt der Leser teil an der manchmal etwas chaotischen Lebenswelt von Jan, der nicht müde wird, die bürgerliche Existenz zu verachten, dabei doch genau weiß, dass er selber Bestandteil dieser von ihm so verschmähten Lebensform ist.

In Oslo, wo er sich anlässlich einer Literaturkonferenz aufhält, begegnet ihm seine Traumfrau, Ornella Muti, leider, wie er bald ernüchtert feststellen muss, in Gestalt eines Tanssexuellen. Da ist es schon viel besser, ein Buch über die Personen der RAF, einer linksextremistischen deutschen Terrorgruppe zu lesen, die zwischen 1970 und 1990 für 34 politische Morde verantwortlich gemacht wurde und prompt in einen Zwiespalt zwischen deren ideologischer Überzeugung einerseits und den angewandten Methoden andererseits zu geraten.

Jan, hin und her gerissen zwischen wildem Aktionsdrang und persönlichem Beharrungvermögen, ist, wie Emil Hakl diesen Typus in seinen Romanen immer nennt, ein Dödel, der eher in einem sympathischen Chaos lebt und weniger das Zeug zu einem politischen Verbrecher hat.

So ist es fast ein Wunder, dass der Staatsanwalt, der den Wohnungsverlust seines Freundes rechtlich abgesegnet hat, von Jan und Fratze ins Jenseits befördert wird. Und doch will angesichts der Tat keine politisch-terroristische Hochstimmung aufkommen, schon gar nicht weitere tödliche, die Stellvertreter des Systems, die "kriminelle Elite", wie Fratze sie nennt, wegräumende Aktionen. Denn dazu bräuchte es "wenigstens eine Mohnhaupt, wenigstens einen Baader" und keine Dödel wie Jan und Fratze.




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Veröffentlicht am 22. Februar 2015