Buchkritik -- John Grisham -- Das Bekenntnis

Umschlagfoto, Buchkritik, John Grisham, Das Bekenntnis, InKulturA Clanton, Mississippi, tief im Land der Rassentrennung. Pete Banning, angesehener Bürger, hochdekorierter Kriegsveteran der Kämpfe auf den Philippinen und Überlebender des „Bataan-Todesmarsch“, erschießt ohne erkennbaren Grund den Pfarrer der Gemeinde. Bis zu seiner Hinrichtung weigert er sich, die Beweggründe seiner Tat zu erklären.

„Das Bekenntnis“ ist weniger ein Justizroman, wie es die Leser von John Grisham erwarten, sondern die Geschichte eines Mannes und seiner Familie, die geprägt ist von den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen der US-amerikanischen Südstaaten und ein dreigeteilter Roman, der manchmal die Geduld des Lesers auf die Probe stellt.

Im ersten Teil schildert Grisham die Tat und die Weigerung Bannings, auf Anraten seiner Verteidiger auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Es scheint, als wolle der Mann partout sterben. Der zweite, umfangreiche Teil ist eine Erinnerung an die schrecklichen Kämpfe auf den Philippinen, die Gräueltaten der japanischen Soldaten und eine literarische Abrechnung mit der Unfähigkeit des später hochgelobten US-General Douglas MacArthur. Der dritte und letzte Teil sieht endlich die Aufklärung über das Tatmotiv von Pete Banning.

Kein gewöhnlicher Grisham, sondern die Aufarbeitung einer Periode der amerikanischen Geschichte, in der Farbige nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert wurden und das Primat des weißen Mannes ein unumstößliche, auch von weißen Frauen zu akzeptierende Tatsache gewesen ist. Der geduldige Leser wird mit einer Analyse belohnt, die sich jeder Wertung entzieht, sondern die Fakten schildert und dadurch eine Welt plastisch werden lässt, die, mehr als siebzig Jahre später, so unwahrscheinlich scheint, dass deren damalige Realität schmerzhaft spürbar wird.

Geschickt legt Grisham zu Beginn des Romans eine Fährte, der zu folgen der Leser nur allzu gern bereit ist, nur um im letzten Teil zu erfahren, dass alles ganz anders abgelaufen ist, als es den Anschein hatte. Trotz einiger Längen ist der Roman ein subtil gezeichnetes Bild des US-amerikanischen Südens kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs.




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Veröffentlicht am 23. März 2019