Buchkritik -- Christian Mähr -- Der jüngste Tag des Peter Gottlieb

Umschlagfoto, Buchkritik, Christian Mähr, Der jüngste Tag des Peter Gottlieb , InKulturA Stell dir vor, es kommt der jüngste Tag, der Tag der großen Abrechnung und diese findet ausgerechnet in einem längst geschlossenen Wirtshaus statt. Eben dieses Wirtshaus ist das Erbe des Peter Gottlieb, der sich auf den Weg macht, um, verflixte Klausel im Testament, dort zu wohnen. Kurz bevor er sein Ziel, Holzgarten, erreicht, überfährt er einen Mann, der sich als erstaunlich resistent gegenüber seinen beim Unfall erlittenen Verletzungen erweist.

Kein Wunder, denn Herr Hildmeyer ist ein Auferstandener, ein von den Toten zurückgekehrter Mensch und er soll nicht der einzige bleiben. Als zusätzlich Nordlichter das Dorf in ein energetisches Chaos stürzen, schwant es Gottlieb, dass merkwürdige Dinge bevorstehen. Und in der Tat, es findet sich ein schräges Gremium zusammen, das, unter der schweigenden Ägide des Vorsitzenden, des himmlischen Sohns, über das Schicksal der Menschheit befinden soll. Die hat es, so der Ankläger, der, dessen richtiger Name eigentlich nicht genannt werden darf, nicht verdient, weiterhin den Planeten zu bevölkern.

Starker Tobak? Na klar, aber von Christian Mähr mit Verve, Witz und viel Skurrilität geschrieben. Posaunenklänge fehlen, ebenso wie die Chöre der Engel. Dafür jede Menge schwarzer Humor und eine Lust am Erzählen, dass es dem Leser wohlig den Rücken herunterläuft nicht nur angesichts des juristischen Personals, das über Wohl und Wehe der Spezies Mensch zu entscheiden hat.

Apropos Personal, der Vorsitzende schweigt beharrlich, weiß jedoch kulinarische Schmankerl auf dem dörflichen Seefest durchaus zu schätzen. Leider bleibt für Peter Gottlieb, von der Profession her Buchhändler, nur die Rolle des Wirtes, der für das leibliche Wohl der Verhandlungsteilnehmer sorgen muss, was ja auch praktisch ist, denn immerhin ist er ja Besitzer eines Wirtshauses.

Zugegeben, als sich gegen Ende des Romans nicht nur die Gesetze der Vernunft auflösen, sondern auch die der Physik, gerät der Leser etwas ins Schwimmen. Doch gegen das Vergnügen, die Apokalypse literarisch einmal anders interpretiert zu bekommen, sind das zu vernachlässigende Kleinigkeiten. Zumal der Autor die Geschichte mit einem wahrhaft christlichen Happyend enden lässt.




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Veröffentlicht am 4. Februar 2018