Buchkritik -- Clemens Haipl / Max Witzigmann -- Goodbye Rock`n Roll!

Umschlagfoto  -- Goodbye Rock`n Roll! Wenn Männer zu Vätern werden, ist die erste Frage, die sie sich stellen, ob jetzt alles vorbei ist. (Der Rezensent weiß, wovon er spricht.) Kann ich noch in die Kneipe gehen? Wie wird das Verhältnis zu meinen kinderlosen Kumpels? Muss ich mein geliebtes Motorrad verkaufen? Und überhaupt, der Sex... Wenn Mann über die Konsequenzen der Vaterschaft nachdenkt, kommt schnell eine düstere Endzeitstimmung auf, die auch durch kein noch so gutes Zureden von bereits "Betroffenen" in helleres Licht getaucht werden kann.

Dass das beileibe nicht so sein muss, zeigt die muntere E-Mail Kommunikation zwischen Clemens Haipl und Max Witzigmann. Ersterer noch väterlicher Neuling, Letzterer bereits durch zwei Kinder ein mit fast allen Wassern gewaschener Profi in der Vaterrolle. Eines war jedoch beiden gemeinsam, die Ahnungslosigkeit dessen, was sie in ihrer neuen Rolle als Vater erwarten würde.

Das Bild des Vaters hat sich in unserer Gesellschaft seit Jahren dramatisch verändert und die Männer zu Recht mehr in die Erziehungs- und Betreuungsarbeit von Kindern eingebunden. So gestaltet sich denn auch der Erfahrungsaustausch zwischen Haipl und Witzigmann als ein Kaleidoskop dessen, was Mann inzwischen alles drauf haben muss, um sich als ein guter, sich aktiv um seinen Nachwuchs kümmernder Erzeuger zu profilieren.

Das fängt mit der Teilnahme an Geburtsvorbereitungskursen statt, führt über Windeln wechseln hin zur täglichen Mobilitätsgewährleistung des Kinderwagens. Die größte mentale Herausforderung, das Autorenduo beschreibt es überaus treffend, dürfte für jeden Mann im Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses liegen. Diese "Hechelkurse", die Informationen über den Schwangerschaftsverlauf und der Geburt, aber auch Atem- und Gymnastikübungen für werdende Eltern anbieten, sind eigentlich das Härteste, was ein Mann in seinem Leben durchmachen kann. Der Leser wird schmunzelnd Zeuge, wie sich mancher Mann für die bessere Mutter hält.

Haipl und Witzigmann sparen nicht mit Seitenhieben gegenüber den modischen Verirrungen eines gut verdienenden Wirtschaftszweigs, der mit Baby- und Kinderartikeln gutes Geld macht. Versuchen Sie mal, einen preiswerten und wirklich funktionalen, mit zwei Händen zu bedienenden Kinderwagen zu erwerben. Gleichzeitig machen sie sich, sehr charmant, über die verbiesterten, alternativ angehauchten Mütter lustig. Was für München die ökologisch korrekten Supermarkt-Gegnerinnen sind, sind in Berlin die Latte Macchiato Mütter aus dem Szene-Bezirk Prenzlauer Berg. Jede Zeit und jeder Ort hat eben auch die angemessenen Närrinnen.

Was ist das Fazit aus den Erfahrungen von Clemens Haipl und Max Witzigmann? Nichts wird so schlimm werden, wie es befürchtet wurde. Eines ist jedoch klar und da beschönigen auch die beiden Autoren nichts. Das Leben ist für den frischgebackenen Vater ein anderes als vorher. Jedoch eines, dass sich als weitaus facettenreicher darstellt, als es die düsteren, aber zum Glück temporär angelegten Befürchtungen erscheinen ließen. (Der Rezensent weiß immer noch, wovon er spricht.)

Vater zu sein, das betonen beide unisono, ist eine spannende Angelegenheit, die des Öfteren den vermeintlich Erwachsenen neuer Erkenntnisse über sich selber teilhaftig werden lässt. Werdende Väter aller Länder, werft alle Erziehungsratgeber fort und greift zu "Godbye Rock`n Roll!". Da wird Euch geholfen!




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