Buchkritik -- Dean Koontz -- Gehetzt

Umschlagfoto, Buchkritik, Dean Koontz, Gehetzt , InKulturA Jane Hawk ist weiter hinter den Arkadiern her, eine Gruppe skrupelloser Personen, die sich der Nanotechnologie bedienen, um andere Menschen zu kontrollieren. Wer auf deren, wie sie es nennen, Hamlet-Liste steht, wird zum Selbstmord getrieben, denn er könnte irgendwann einmal für die neuen Herrscher gefährlich werden. Die inzwischen von allen gejagte ehemalige FBI-Ermittlerin verlor ihren Mann Nick durch dessen unerklärlichen Suizid. Als sich Jane der dramatisch von der Norm abweichend Zahl verübter Selbstmorde in den USA bewusst wird und zusätzlich ihr Sohn bedroht wird, beginnt sie ihre Recherchen – im Untergrund.

Soweit der erste Teil der Serie um die toughe Frau, die die erklärte Staatsfeindin Nummer 1 ist, weil das Komplott weit in Wirtschafts- und Regierungskreise reicht. Im zweiten Teil, der leider nicht an die Qualität des ersten herankommt, ist sie weiter auf der Jagd nach denen, die die amerikanische Gesellschaft in zwei Klassen, Befehlende und Gehorchende, aufteilen wollen.

Parallel zu ihren eigenen Ermittlungen ist County Sheriff Luther Tillman damit beschäftigt, den verheerenden Brandanschlag einer in seiner Stadt beliebten Lehrerin, Cora Gunderson, aufzuklären, was schwer ist, denn das FBI entzieht ihm die Verantwortung für das Verbrechen. Im Lauf seiner Recherchen stellt Tillman fest, dass bei einer von ihr besuchten Konferenz in Iron Furnace, ein vordergründig idyllischer Ort mit freundlichen, sehr freundlichen Menschen, etwas mit Cora geschehen sein muss, das sie zu ihrer Tat gezwungen hat. Dort, in der Stadt der freundlich lächelnden Menschen trifft er auf Hawk, die im Verlauf ihrer Suche nach den Mördern ihres Mannes ebenfalls auf Iron Furnace aufmerksam geworden ist.

Was wie ein rasanter Thriller begonnen hat, verliert sich leider schnell in eine Abfolge von Aktionen, die im Verlauf der Handlung immer unwahrscheinlicher werden. Hawk die Powerfrau rettet mal eben zwischendurch eine Familie vor vier bösen Menschen, reist mit acht von ihr aus einem Heim in Iron Furnace geretteten Kindern durchs halbe Land und versteht es immer wieder, sich der Verhaftung, bzw. der Liquidation zu entziehen.

Was im ersten Teil noch rasant und spannend gewesen ist, mutiert jetzt zu einem nicht enden wollenden Reigen von Actionszenen, die, je weiter die Handlung fortschreitet, immer unwahrscheinlicher werden. Siehe das große Finale in der Wohnung eines Oberschurken. Da fragt sich der Leser doch, ob es nicht eine Nummer kleiner besser gewesen wäre.

Ohne Frage ist Dean Koontz ein begnadeter Autor, was er nicht zuletzt in seinem ersten Band um Jane Hawk bewiesen hat. Doch diesmal hat er, bei allem gebotenen Respekt, etwas übertrieben. Da die eigentlichen Drahtzieher der groß angelegte Manipulationen noch nicht gefunden und von Hawk zu Strecke gebracht wurden, können sich die Leser sicher auf einen weiteren Band freuen. Der Rezensent macht das, trotz der Schwächen dieses Thrillers, ganz gewiss.

Eine besondere Ehre gebührt dem Übersetzer Wulf Bergner, der, die Männer und Frauen im Hintergrund werden leider oft vergessen, es verstanden hat, die fast Poesie atmenden Formulierungen des US-amerikanischen Autors kongenial zu übersetzen. „Dies war gutes Abschiedswetter: Von dem bewölkten Himmel kam undefinierbares graues Licht, das keine Schatten warf, als fehlten dem Haus und dem Stall und den Lebenseichen, unter denen sie standen, die Kraft, ihre Umrisse auf den Boden zu zeichnen, als sei dieser Morgen nur ein weiteres Traumbild in einer von ewigem Schlaf geprägten Existenz.“

Einfach wunderbar.




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Veröffentlicht am 4. Februar 2019