Buchkritik -- Christa Meves -- Geheimnis Gehirn

Umschlagfoto  -- Christa Meves  --  Geheimnis Gehirn Die aktuelle Debatte über Kindererziehung zeichnet sich überwiegend dadurch aus, daß sie einen Tummelplatz für ideologische Auseinandersetzungen darstellt. Die Fronten zwischen denen, die schon Kleinkinderziehung kollektivieren wollen und denen, für die es selbstverständlich ist, Kindererziehung in der Familie stattfinden zu lassen, sind verhärtet. Die politische Richtung ist jedenfalls klar: raus aus der Familie - rein in die Ganztagesbetreuung.

Die Objekte dieses Streits, die Kinder, werden dabei vollkommen aus den Augen verloren. Verwundert reibt sich der aufmerksame Beobachter die Augen. Ausgerechnet die Partei, auf deren Fahnen bislang eine familienorientierte Politik stand, propagiert auf einmal die Vorteile einer Kollektiverziehung. Krippen sollen dafür sorgen, daß Frauen so schnell wie möglich wieder in ihr Berufsleben zurückkehren können.

Kann das in Sinn der Kinder sein? Christa Meves gibt darauf in ihrem Buch Geheimnis Gehirn eine klare Antwort. Frühkindliche Fremdbetreuung schadet dem sich entwickelnden Individuum. Unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Untersuchungen weist sie nach, das in den ersten drei Lebensjahren der natürliche Platz eines Kindes im Schoß der Familie liegt.

Interessanterweise zieht die aktuelle Hirnforschung Vergleiche aus der Tierwelt hinzu, um signifikante Tendenzen auch beim Menschen nachzuweisen. Neben der genetischen Veranlagung spielen psychosoziale Bedingungen eine wesentliche Rolle für die gesunde Entwicklung eines Lebewesens. Zu früh von den Eltern getrennte Jungtiere weisen eine ähnliche Falschprägung auf die analog dazu zu früh von ihren Eltern getrennte Kinder.

Der Mensch ist letztlich ein biologisches Wesen, das seine ihn konstituierenden Bedingungen nicht durch eine wie auch immer gerichtete Ideologie ersetzen kann. Christa Meves zeigt mit ihrem aktuellen Buch aufs Neue, daß die Familienpolitik wie sie seit Jahren propagiert und aktiv ausgeführt wird, nicht nur von Deutschland, sondern der gesamten westlichen Welt, von falschen Prämissen ausgeht und die Konsequenzen dessen, nämlich ein Abdriften ganzer Gesellschaften in selbstzerstörerische Aktivitäten, den Fortbestand dessen gefährden, was man bislang Zivilisation nannte.

Unsere Gesellschaft wäre gut beraten, die Warnungen ernst zu nehmen. Aus ihrer langjährigen Tätigkeit im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie kennt die Autorin die Folgen von emotionaler Vernachlässigung und Verwahrlosung. Leider leben wir in Zeiten, die eine exzessive Selbstverwirklichung auf ihre Fahnen geschrieben haben. Der Mensch betrachtet sich als losgelöst von seinen biologischen Wurzeln und dementsprechend folgt er falschen Apologeten.

Christa Meves zeigt einen anderen, besseren weil richtigen Weg. Es wird Zeit, daß auch die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft davon Kenntnis nehmen.




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