Buchkritik -- Wolf Uecker -- Feldwege

Umschlagfoto  -- Wolf Uecker  --  Feldwege Ein inzwischen leider vergriffenes Buch hat mich zur Niederschrift dieser Zeilen veranlaßt. Durch einen Zufall bekam ich Wolf Ueckers "Feldwege" in die Hände. Neugierig blätterte ich darin herum. Doch das, was ich nur kurz überflog, gefiel mir auf das äußerste und so beschloss ich an Ort und Stelle, dieses wunderbare Buch auszulesen.

Um was geht es? Das Ehepaar Uecker beschloß, die Boulevards der Großstadt gegen die Feldwege der Lüneburger Heide einzutauschen. Was auf den ersten Blick wie die zig-tausendste Wiederholung des ewigen Märchens vom glücklichen Aussteiger anmutet, erweist sich sehr schnell als durchaus realistische Beschreibung des Lernprozesses den Städter durchmachen müssen, wollen sie auf den Lande eine harmonische Existenz führen.

Es ist kein Leitfaden für "Pseudoaussteiger", sondern Wolf Uecker gelingt es auf eine seltsam realistische, aber doch auch auf anrührend komische Art, die Schwierigkeiten zu beschreiben, die noch lange nach dem Umzug ins "ländliche" entstehen. Es gelingt ihm wunderbar einfach, die Relationen der menschlichen Existenz wieder auf bescheidenen Maße zurückzuschrauben.

Daran gewöhnt und schon fast davon abhängig, das jeder Tag eine neue Steigerung mit sich bringt - ob es die Anzahl oder das Ausmaß von Kriminalität ist, oder sich überschlagende Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen - wir alle wollen in jeder Beziehung Steigerungen vorgewiesen bekommen. Das Normale ist scheinbar die Hatz nach dem Unnormalen. Schneller, weiter, besser, teurer; all das sind die Attribute der, ach so modernen Zeit.

Wolf Uecker schraubt mit seinem Buch das Tempo wieder auf ein normales Maß zurück. Der Mensch ist auf einmal nicht mehr der Beherrscher und damit auch Zerstörer seiner Umwelt, sondern er ist auf einmal wieder ein Teil derselben, trägt Verantwortung für sie und besinnt sich auf ein harmonisches Verhältnis zu ihr.

Das alles beschreibt Uecker in seinem unnachahmlich trockenen und treffenden Humor. Die Uhren gehen in der Tat auf dem Land langsamer als in der Großstadt. Der Wechsel der Jahreszeiten wird unmittelbar erfahren, der Blick in die Landschaft biete jedesmal eine andere Ansicht.

Doch auch die Menschen bleiben bei ihm nicht außen vor, sondern sie sind ein Teil dieser Umgebung, sind geprägt von ihr und nehmen ihrerseits auch wieder Einfluß auf sie. Das alles hört sich an wie die Wiederentdeckung des "verlorenen Landes", doch Uecker bleibt Realist genung, um auch auf die zwischenmenschlichen Probleme hinzuweisen, die es auch in dieser "Idylle" gibt.

Seine Sympathie bleibt jedoch Land und Leuten gewogen. Mit schelmischem Blick schreibt er über Kuriositäten und menschliche Schwächen, sich selber dabei nicht ausnehmend. Ein wohltuend normales Buch!




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