Buchkritik -- Mark Allen Smith -- Der Experte

Umschlagfoto, Mark Allen Smith, Der Experte, InKulturA Der Verhörspezialist Geiger ist zurück. Nachdem er am Ende des ersten Teils seinem Gegner Dalton die Finger mehrfach gebrochen hatte, um zu verhindern, dass er weiterhin Menschen auf grausame Weise foltert, blieb Geiger verschwunden und seine Feinde hielten ihn für tot.

Der zweite Roman aus der Feder von Mark Allen Smith um den in der "Informationsbeschaffung" tätigen Geiger setzt neun Monate nach dessen Verschwinden an. Und, um es gleich vorweg zu sagen, "Der Experte" ist wesentlich besser konzipiert als sein Vorgänger und Smith tat gut daran, seinen Figuren mehr Konturen und schärfere Charakterbilder zu verleihen.

Kann man einen Roman gut finden, in dem die Hauptperson ein professioneller Folterer ist und dessen Autor die psychischen und physischen Foltermethoden ausführlich beschreibt? Kann man durchaus. Mark Allen Smith hat im zweiten Teil viel über die Gründe von Geigers psychischen Befindlichkeiten geschrieben. Wen wundert es, da seine Kindheit so ganz abseits einer normalen Entwicklung abgelaufen ist und er im Prinzip ein emotionaler Autist ist, dem es schwer fällt, in Menschen mehr zu sehen als biologische Objekte oder ihnen gar zu vertrauen.

Doch Geiger hat auch einen Blick für die Schwächen der Menschen. Er versteht es, in ihnen zu lesen wie in einem Buch. Nicht zuletzt dieser Fähigkeit verdankte er seine außergewöhnlichen Erfolge bei seinen Informationsbeschaffungen - die jedoch immer auch Gewaltanwendung erforderlich machten.

Im zweiten Teil hat Geiger seinem früheren Beruf und damit auch seinen Auftraggebern den Rücken gekehrt. Da sie ihn für tot halten, kann er ein neues Leben anfangen. Eines Tages jedoch wird er auf einer Überwachungskamera erkannt, als er sich gegen Straßenräuber verteidigte. Sein Erzfeind Dalton nimmt die Verfolgung auf und damit gerät auch Harry, Geigers ehemaliger Partner, in das Visier dieses Psychopathen, dessen zerstörte Hände durch eine neue Prothesetechnik wieder nutzbar sind. Harry arbeitet inzwischen für den Whistleblower Mattheson, der im ersten Teil die eigentliche Zielperson Geigers war.

"Der Experte" ist weitaus besser geschrieben als der erste Roman. Mark Allen Smith verzichtet zwar auch im zweiten Teil nicht auf die Darstellung exzessiver Gewalt, doch es ist ihm gelungen, die Figur Geiger zu entwickeln. Der Leser, der den Vorgängerroman kennt, ist angenehm überrascht, dass es Geiger gelingt, sich Menschen zu öffnen und in einen Dialog mit ihnen zu treten.

Der einsame Wanderer gehört anscheinend der Vergangenheit an und der Autor hat es mit diesem Roman geschafft, die Neugier des Lesers auf weitere "Geigerstorys" zu wecken. Wer allerdings in den Genuss von Geigers Veränderungen und der Entwicklung dieser Figur kommen will, der muss wohl oder übel auch den ersten Teil lesen.

"Der Experte" ist zwar immer noch nicht der große Wurf, aber die Richtung stimmt.




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Veröffentlicht am 11. Dezember 2013