Die Tatsache, dass bei allen Verhandlungen über die Restitution von im 2. Weltkrieg geraubtem jüdischen Eigentum und den Verhandlungen über eine Entschädigung der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus auf die Geberländer starker wirtschaftlicher Druck ausgeübt wurde und wird, ist unbestritten. Die Frage ist jedoch, von wem dieser Druck ausgeht und wer ihn zu verantworten hat.

Iwan Denes will in seinem Dossier über die amerikanische "Ostküste" darüber Auskunft geben. Er beschreibt die größten und einflußreichsten jüdischen Organisationen und zeigt deren Einfluß auf die aktuelle amerikanische Politik.

Herausgekommen ist ein Buch, dessen Informationsgehalt mehr als dürftig ist. Sämtliche Daten und Selbstdarstellungen der vorgestellten Organisationen könnte man auch über das Internet beziehen. Das gibt sogar der Autor zu. Ohne Bezug zur amerikanischen Politik ist die Aufzählung von den im 106. amerikanischen Kongreß sitzenden Senatoren und Abgeordneten. Ebenfalls ohne Bezug zu einer möglichen Einflußnahme auf die Politik ist die Aufzählung von jüdischen Zeitungen und Zeitschriften in den USA.

Wenn Denes zeigen wollte, wie sehr amerikanische Politik durch eine bestimmte Interessengruppe manipuliert wird, dann ist es ihm nicht gelungen. Davon ausgehend, dass es die Aufgabe von Lobbyisten ist, bestimmte Interessengruppen zu vertreten, so kann man auf den ersten Blick nichts negatives daran finden, wenn sich konfessionell festgelegt Interessenvertreter zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, deren Ziel es ist, Politiker in ihrem Sinn zu beeinflussen. Das geschieht in einer Demokratie täglich und ist zum großen Teil Bestand derselben.

Wenn, wie bei den Restitutionsverhandlungen mit den Schweizer Banken, dabei mit harten Bandagen verhandelt wird, dann wäre es sogar höchst unwahrscheinlich, wenn dabei hinter den Kulissen nicht um jeden Dollar gerungen würde. Fairness gibt es allenfals noch als sportliche Idee. In der Politik oder in der Wirtschaft war sie und ist sie niemals zu finden. Geht es sogar um Milliardenbeträge wie bei besagten Verhandlungen, dann ist Fairness so wenig anwesend, wie ein See in der Wüste Gobi. Das ist die Realität und alles andere ist utopisches Wunschdenken.

Iwan Denes will vieles zwischen den Zeilen berichten. Doch diese Absicht schlägt fehl, weil es ihm nicht gelingt, Beispiele zu bringen, die eine wirkliche Einflußnahme beweisen. Alle von ihm genannten Tatsachen sind seit langem bekannt. Die "Ostküste" hat ihre wahre Macht, wenn sie denn eine besitzt, noch nicht preisgegeben.

Norman Finkelstein ist da wesentlich direkter.




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