Buchkritik -- Andreas Winkelmann -- Deathbook

Umschlagfoto, Andreas Winkelmann, Deathbook, InKulturA Das Internet ist, neben seinen Informationsmöglichkeiten, ein Tummelplatz für Kriminelle, Perverse und sonstigen zu abartigem Verhalten neigenden Menschen, die gern hinter der vermeintlichen Anonymität des digitalen Netzes ihren Neigungen nachgehen. In schöner Regelmäßigkeit erfährt der Bürger, dass wieder einmal ein Kinderpornoring aufgeflogen ist, dessen Kunden in allen Schichten der Gesellschaft zu finden sind. Es dürfte sich jeder darüber im Klaren sein, dass die zur Anzeige gebrachten Fälle nur die Spitze des Eisbergs sind und dass die Dunkelziffer weitaus höher ist.

Reichlich Stoff also für einen spannenden Kriminalroman. Und genau den hat Andreas Winkelmann mit "Deathbook" geschrieben. Kathi, die 15jährigen Nichte wird von einem Güterzug überrollt. Für die Polizei ist es ein Selbstmord. Damit will sich der Onkel, Winkelmann schreibt in der Ich-Perspektive, nicht abfinden. Zu lebenslustig, zu fröhlich und neugierig auf das Leben war seine Nichte. Er beginnt auf eigene Faust mit Recherchen und stellt schnell fest, dass ihr Tod mit einer ominösen Internetseite in Verbindung zu bringen ist.

Er stößt bei seinen Untersuchungen auf ähnliche Fälle und erkennt, dass er es mit einem gefährlichen Gegner zu tun hat, der auch sein Leben bedroht.

"Deathbook" ist ein spannender und gleichzeitig nachdenklicher Roman, der sich, nicht erst seit Bekanntwerden der NSA-Affäre, kritisch mit den Missbrauchsmöglichkeiten sog. "sozialer Netzwerke" auseinandersetzt. Facebook und Konsorten haben, neben ihren unbestreitbaren Vorteilen, eine latente Gefährdungsmöglichkeit für alle, die daran teilnehmen. Einmal im Netz, sind die persönlichen Daten für jeden halbwegs intelligenten Hacker einsehbar. Daran ändern auch die Privat-Buttons dieser Seiten nicht viel, denn einmal eingespeist, liegen sie nahezu ungeschützt im Netz - und das für immer.

Das, was sich dort der persönlichen Kontrolle entzieht, ist für Kriminelle die Quelle ihrer Cyberattacken. Oder, wie im Roman, der Angriffspunkt auf User, die immer auf de Suche nach dem ultimativen Kick sind.

Andreas Winkelmann hat in seinem Roman die Abgründe des Internets beschrieben, in die naive Benutzer geraten können. "Deathbook" ist vielschichtig angelegt und unterhält den Leser auf eine Art, die auch nach Beendigung der Lektüre für Unbehagen sorgen wird.

Niemand kann sich der digitalen Welt entziehen. Sogar Winkelmann benutzt auf der Suche nach Antworten soziale Netzwerke. Das Internet hat seine Spuren längst unauslöschlich in der realen Welt gezogen. "Deathbook" ist neben einem spannenden und sich auf der Höhe der Zeit bewegenden Kriminalroman die interessante Frage, ob wir das digitale Netz noch beherrschen, oder ob wir nicht längst die Beherrschten sind.

Absolute Lesempfehlung.




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Veröffentlicht am 30. Dezember 2013