Buchkritik -- Maryse Condé -- Köstliches und Kostbares

Umschlagfoto, Buchkritik, Maryse Condé, Köstliches und Kostbares, InKulturA „Wie können Sie nur? Kochen..., als Schriftstellerin...!“ Diese indignierte Frage musste Maryse Condé mehr als einmal über sich ergehen lassen. Es ist in der Tat etwas verwirrend, jedenfalls für die Welt der Schöngeister, in der bekanntlich die anderen die Arbeit machen, wenn eine erfolgreiche Schriftstellerin so etwas Profanes wie Kochen als ihre, nach dem Schreiben, Lieblingsbeschäftigung bezeichnet.

In ihrem Buch „Köstliches und Kostbares“ nimmt sie ihre Leserinnen und Leser mit auf eine, nicht nur kulinarische Reise um die Welt. Die auf Guadeloupe geborene Autorin lebte in zahlreichen Ländern, lehrte in den USA und ist eine gern gehörte Stimme bei internationalen literarischen Treffen. Die Liebe zum Kochen begleitet sie von Kindesbeinen an, denn im elterlichen Haushalt war die Küche ihr bevorzugter Aufenthaltsort und das Haushaltspersonal, sprich die Köchin, hatte stets ein wohlwollendes Auge auf die Geschmacksexperimente der zukünftigen Trägerin des alternativen Literaturnobelpreises.

Wie bereits ihr Buch „Victoire“, die Geschichte ihrer Großmutter, und „Mein Lachen und Weinen“, die Kindheitserinnerungen der Autorin, ist auch „Köstliches und Kostbares“ ein sehr persönliches Buch, in dem Condé über ihr Leben, dessen Höhen und Tiefen, seine tragischen und skurrilen Momente, erzählt.

So wie die Autorin, die nach Eigenaussage unkonventionell und nomadenhaft lebt, ist auch ihre Kochkunst: eigenwillig, denn sie scheut nicht davor zurück, liebt es geradezu, kulinarische Experimente zu machen und Zutaten miteinander zu kombinieren, die so manchem „normal“ kochenden Menschen die Haare haben zu Berge stehen lassen.

Auch wenn das Buch kein Rezept enthält, weckt es dennoch die Geschmacksknospen, denn Maryse Condé weiß, wie man über gutes Essen spricht. So ist der Text sinnlich, voller Farben und natürlich Aromen, Aromen aus aller Welt, deren Verwendung sie sich mit großer Kreativität und großem Erfindungsreichtum quasi „im Vorübergehen“ angeeignet hat.

Der bleibende Eindruck, den diese Autobiographie hinterlässt, ist der, und das zeigen die vielen Reisen der Autorin, Essen verbindet die Menschen besser, als es selbst Literatur kann, und dass die eigentliche Weltoffenheit vielleicht eine kulinarische ist. Es gibt ohne Zweifel nationale und lokale Spezialitäten, die Gerichte jedoch haben keine Nationalitäten. Sie werden nicht für eine bestimmte Gesellschaft zubereitet, sondern für jeden Geschmack und jede Fantasie angeboten.

Na dann, guten Appetit!




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Veröffentlicht am 22. Mai 2022