Buchkritik -- Michael Bordt -- Die Kunst, sich selbst zu verstehen

Umschlagfoto, Michael Bordt, Die Kunst, sich selbst zu verstehen, InKulturA Die Welt in der wir leben, nicht zuletzt die digitale, hält jeden Tag neue Überraschungen, Versuchungen und Versprechen bereit, denen die meisten von uns nur allzu gerne folgen, lenken sie doch ab von der Beschäftigung mit dem eigenen Ich. Und doch, kommt der Mensch irgendwann einmal zur Ruhe, auch jede noch so große Sensation kann das nicht verhindern, wird aus der glitzernden, mit immer neuen Attraktionen und technischen Spielereien werbenden Welt da draußen mit einem Mal die innere, eigene, uns oft unbekannte, manchmal sogar unheimliche Welt des Ich.

Wie kann ich meine ureigenen Ziele definieren, wenn ich mich selbst nicht kenne? Michael Bordt ist dieser Frage in seinem Buch "Die Kunst, sich selbst zu verstehen" nachgegangen und gibt mit philosophischen Exkursen Antworten auf die großen Sinnfragen des Lebens. Dabei ist er aber weit entfernt von den Plattitüden der üblichen Lebenshilfeliteratur, rekurriert er doch immer wieder auf die Gedanken und Überlegungen der antiken Philosophen. Sein Buch ist, wie er es am Ende launig beschreibt "... streckenweise ein einziges Plagiat" und zeigt damit, dass ein Mensch auf der Suche nach seinen wirklichen Zielen sich stets in guter Gesellschaft befindet, denn die existentiellen Fragen nach dem Woher und Wohin sind so alt wie die Menschheit.

Michael Bordts "philosophisches Plädoyer" deckt dann auch die ganze Spannbreite menschlicher Emotionalität ab. Liebe, Trauer, Emotionen und, die eigentlich zentrale Frage jedes Menschen, wie führe ich das richtige, zur mir passende Leben, kurz, wie sieht gelungenes Leben aus? Dabei, und das ist der große Gewinn für den Leser, geht der Autor nicht apodiktisch vor, sondern zeigt unter Zuhilfenahme fiktiver Beispiele Möglichkeiten und gibt Denkanstöße; denn auch das dürfte nach der Lektüre klar sein, den Königsweg für ein gelungenes Leben gibt es nun einmal nicht, auch wenn die Mehrheit der "Lebensberater" das Gegenteil popagiert.

Der Leser, der das Wagnis Introspektion eingeht, hat mit dem Buch "Die Kunst, sich selbst zu verstehen" von Michael Bordt einen guten Wegbegleiter.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 29. Oktober 2015