Buchkritik -- Karin Slaughter -- Belladonna

Umschlagfoto  --  Karin Slaughter  --  Belladonna In dem Südstaatenstädtchen Heartsdale werden zwei Frauen auf grausame Art ermordet. Das Motiv ist unklar, aber die beiden Opfer weisen eine Gemeinsamkeit auf. In ihrem Blut wird eine ungewöhnlich hohe Dosis Belladonna, ein Alkaloid der Tollkirsche, gefunden. Schnell ist es mit der beschaulichen Ruhe in der Kleinstadt vorbei. Die Kinderärztin Sara Linton und ihr Ex-Ehemann, Polizeichef Jeffrey Tolliver werden in einen Strudel der Gewalt und der Grausamkeit verwickelt. In Sara keimt der Verdacht auf, daß der Täter und die Morde mit ihrer Vergangenheit zu tun haben.

Karin Slaughter hat mit Belladonna ein fulminantes Erstlingswerk veröffentlicht, das dem Leser aufgrund der Brutalität der geschilderten Verbrechen einiges abverlangt. Zugleich gelingt es der Autorin eine Milieustudie des Alltags in einer Südstaatenkleinstadt der USA zu schreiben. Bald nach den Morden kommen alte Rassenvorurteile wieder zum Vorschein und die Methoden des Polizeichefs werden gewaltsam kritisiert. Mißtrauen entsteht und droht die Stadt Heartsdale zu vergiften.

Was vordergründig wie ein Kriminalroman erscheint, ist in Wirklichkeit eine packende Beschreibung von kaputten Existenzen und vergeudetem Leben. Alle Charaktere des Romans sind auf ihre Art gestört und unfähig zur Kommunikation. Gewalt ist ein alltägliches Mittel der Auseinandersetzung. Im Zweifel ist immer der farbige Mitbürger der Täter. Auch und gerade die Polizeibeamten haben diese Handlungsweise zu ihrer Lebensmaxime gemacht. So wundert es nicht, daß der Polizeichef aufgrund seiner abweichenden Meinung mit seinen eigenen Untergebenen Probleme bekommt.

Es wäre kein Buch aus der Feder einer US-amerikanischen Autorin, wenn nicht der Täter erst auf den letzten Seiten gefasst werden würde. Hier erinnert der Roman an ähnliche Kriminalfilme, in denen zum Schluß ein vollkommen überraschender Täter präsentiert wird. Doch das tut diesem Werk überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil, selten wurde der Leser so gefangengenommen wie hier. Man kann auf die weiteren Romane von Karin Slaughter gespannt sein.




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