Buchkritik -- Umberto Eco -- Baudolino

Umschlagfoto  -- Umberto Eco --  Baudolino Umberto Eco, ausgewiesener Kenner des Mittelalters und ein leidenschaftlicher Fabulierer hat in seinem Roman Baudolino des guten zuviel getan. Wieder einmal erzählt er eine Geschichte in einer Geschichte. Wieder einmal spielt er sein ganzen, zugegeben immenses, Wissen über das Mittelalter aus. Doch ein guter Roman ist ihm nicht gelungen.

Er benutzt real geschehene Dinge dazu, um in einem großen erzählerischen Bogen darüber zu reflektieren, was Geschichte ist, bzw. wie sie sich darstellt. Da ist ein junger Bauernsohn, der aufgrund einer eintreffenden Prophezeihung an den Hof Friedrich Barbarossas gelangt. Von nun an fokussiert sich der Gang der Weltgeschichte auf genau diesen, Baudolino. Er ist es fortan, der die Geschichte schreibt, umbiegt und nach seinem Belieben verändert. Es ist das Fatale an Ecos Roman, das er keine Fiktion im eigentlichen Sinn darstellt, sondern er porträtiert die bekannten Fakten nur in Bezug auf seinen Titelhelden.

Gewiß ist die Frage interessant, wie denn Geschichte eingentlich passiert oder sogar gemacht wird. Doch so wie es sich Eco in seinem Buch vorstellt, ist es zwar amüsant, doch es wird ihm auf Dauer kein Leser folgen können. Auch der Zwiespalt zwischen den eigentlich im modernen Sinn agierenden Personen und dem erzählerischen Verbleiben im Mittelalter, macht es den Lesern nicht einfacher.

Nach der Lektüre, die den Verfasser dieser Rezension mehr als einmal an die Grenzen seiner literarischen Belastbarkeit, sprich Durchhaltevermögen gebracht hat, stellt sich die Frage, für wen Eco eigentlich noch schreibt. Die breite Lesepublikum dürfte sich spätestens nach den ersten einhundert Seiten verabschiedet haben. Wer darüber hinaus Stärke und Willenskraft besessen hatte, den verlies bei der geschilderten Suche nach dem Priesterkönig Johannes der Mut. Von da an war der Roman nur noch für ausgewiesene Mediävisten und Masochisten lesbar.

Das genau macht jedoch das Phänomen Eco aus. War sein Roman Der Name der Rose trotz aller Ecoschen Aufzählungen noch lesbar, weil spannend wegen seiner theologisch-philosophischen Dispute, so wurden seine nachfolgenden Werke für die Allgemeinheit immer schwieriger zu lesen. Der Name Eco verkauft sich scheinbar von alleine.




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